Dr. Suzanne Johnson erklärt, dass die malignen Zellen einer akuten lymphatischen Leukämie krankheitsspezifische Strukturen bilden und freisetzen, welche sich im Blut betroffener Kinder nachweisen lassen. Eine Entdeckung, die erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Diagnostik, Überwachung, Medikamentengabe und Behandlung von Leukämien bei Kindern haben könnte.
Dr. Johnson veröffentlichte die Studie unter der Leitung von Vaskar Saha (Professor für pädiatrische Onkologie) in dem Journal Blood. Die Arbeit erhielt finanzielle Fördermittel aus dem siebten Forschungsrahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration (Finanzhilfevereinbarungsnummer 278.514 – IntReALL.) der Europäischen Union; einen Programmzuschuss von Cancer Research UK sowie eine Projektförderung von Bloodwise.
Bis vor kurzem wurde angenommen, dass es sich bei den sogenannten “extrazellulären Vesikeln” lediglich um wertlose Zelltrümmer handelt. Dr. Johnson erforschte ihre Präsenz im Plasma anhand von Knochenmarksbiopsien und entdeckte mit Hilfe von Mausversuchen ihre Fähigkeit, im Blut zu zirkulieren.
Auch wenn die Erfolgsquote einer ALL-Behandlung im Kindesalter bei 85 bis 90 Prozent liegt, müssen die betroffenen Kinder wiederholte Knochenmarkbiopsien ertragen, um den Fortschritt ihrer Behandlung beurteilen zu können.
Die Forscher hoffen nun, dass ihre Entdeckung dabei helfen kann, die Häufigkeit dieser schmerzhaften Eingriffe zu reduzieren. Ein Erfolg würde eine wesentliche Verbesserung der Behandlung darstellen, da die Punktionen neben den Schmerzen auch Hämatome, Blutungen und sogar gefährliche Infektionen verursachen können.
Die Vesikel enthalten das Protein Aktin sowie spezifische Merkmale ihrer Mutterzelle. Diese Strukturen konnten von der Arbeitsgruppe in eindrucksvollen Bildern dargestellt werden.
Dr. Johnson ist davon überzeugt, dass ihre Entdeckung der extrazellulären Vesikel zum wahren “Game Changer” bei der Behandlung von Kindern mit lymphatischer Leukämie werden kann. Ihre Forschungsarbeit habe gezeigt, dass leukämische Zellen über die Fähigkeit verfügen, Teile von sich selbst zu verpacken und diese Struktur – der Vesikel – über das Blut überall im Körper hinzuschicken.
Johnson erklärt, dass diese Entdeckung eine ganze Welt voller Möglichkeiten für die Überwachung des Fortschritts der Krankheit eröffne. Darüber hinaus könne das Verfahren die Diagnostik schneller und effizienter gestalten. Die Vesikel fusionieren im Übrigen mit der Zellmembran anderer leukämischer Zellen und fungieren so als ein effektiver Weg zur Zellkommunikation.
Die nächste Herausforderung für das Team ist nun, herauszufinden, ob möglicherweise auch andere Krebsarten derartige Strukturen bilden und freisetzen.
In etwas ferner Zukunft könnten die neuen Erkenntnisse laut Dr. Johnson auch Auswirkungen darauf haben, auf welche Weise man Patienten ihre Krebsmedikamente verabreicht. So könnte man beispielsweise versuchen, diese in die Vesikel einzuschleusen, um so zu den entarteten Zellen zu gelangen.
Des Weiteren erhofft sich das Team, dass die Vesikel individualisierte Informationen über die Tumoren beinhalten, um den Ärzten schließlich dabei zu helfen, jedem Patienten eine individuell angepasste Behandlungsstrategie anzubieten.
Suzanne Johnson schlussfolgert folgendermaßen: “Es ist schon erstaunlich, dass Vesikeln früher als bloße Trümmer von Krebszellen abgetan wurden. Jetzt wissen wir, dass das absolut nicht der Fall ist – im Gegenteil, sie sind viel interessanter.”