Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Prof. Dr. Michael Muders von der Universität Bonn zeigte unlängst, dass eine Blockade des Proteins Neuropilin 2 neue innovative Behandlungsmethoden des knochenmetastasierten Prostatakarzinoms ermöglichen könnte.
Wenn der Prostatakrebs in die Knochen metastasiert, führt das schließlich zum Tod des Patienten. In diesem späten Stadium wirken die etablierten Therapieoptionen nicht mehr, weshalb Forscher:innen nach neuen Wirkstoffen suchen. Ein internationales Forscherteam unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Dr. Michael Muders von der Universität Bonn zeigte kürzlich in einer Arbeit, dass eine Blockade des Proteins Neuropilin 2 neue innovative Behandlungsmethoden des knochenmetastasierten Prostatakarzinoms ermöglichen könnte.
"Wenn das Prostatakarzinom bereits in das Skelett gestreut hat, sind die Heilungschancen sehr schlecht", sagte Dr. Michael Muders, der die Stiftungsprofessur für translationale Prostatakarzinomforschung der Rudolf-Becker-Stiftung im Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Bonn innehat. Der Oberarzt sucht dort nach neuen Wegen, wie sich die Tumoren hemmen lassen, um die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.
Muders untersuchte die Rolle von Neuropilin 2 (NRP2) bei der Streuung der Prostatakarzinome. Dieses Protein befindet sich auf der Oberfläche von Krebs- und Knochenzellen (Osteoklasten). Letztere helfen bei der Regeneration des Skeletts mit, indem sie geschädigtes oder gealtertes Knochengewebe abbauen.
"In einer Vorstudie an der TU Dresden konnten wir zeigen, dass die Letalitätsraten der Patienten mit Prostatakarzinomen besonders hoch ist, wenn das Neuropilin 2 an den Zelloberflächen in größeren Mengen vorkommt", berichtete Muders weiter
Zusammen mit seinen Kolleg:innen aus der Pathologie der Mayo Clinic begutachtete Prof. Muders Gewebe, das sowohl aus dem Krebs in der Prostata als auch aus den Knochenmetastasen stammte. "Dabei zeigte sich, dass insbesondere die Metastasen viel Neuropilin 2 enthielten", so Prof. Muders. "Daneben konnten wir zeigen, dass auch spezialisierte Knochenzellen, die sogenannten Osteoklasten, viel Neuropilin 2 aufweisen", ergänzte Prof. Datta, zusammen mit Muders Korrespondenzautor der Studie. Daraus schlossen die Wissenschaftler:innen, dass NRP2 bei der Absiedlung der Prostatakarzinome in das Skelett eine wichtige Rolle spielt.
Die Forscher:innen prüften diese Hypothese an Mäusen, die ebenfalls an Prostatakarzinomen litten. Wurde das Gen für NRP2 in den Knochenzellen oder Krebszellen der Tiere stumm geschaltet, kamen weniger Metastasen vor. "Wir konnten nachweisen, dass das NRP2 nicht nur in den Krebszellen, sondern auch in den abbauenden Knochenzellen eine wichtige Rolle spielt”, sagte Muders. Unter anderem scheint das Neuropilin 2 den Kalzium-Haushalt und gleichzeitig auch die Ausdifferenzierung der Knochenzellen zu beeinflussen.
"Wir sind jetzt dabei, Wirkstoffe zu suchen, die das Neuropilin 2 hemmen”, so Muders. Ein Ansatz sind sogenannte Nanopartikel, die zusammen mit Prof. Achim Aigner von der Universität Leipzig entwickelt werden. Auch prüfen die Wissenschaftler:innen in enger transatlantischer Kooperation, ob es bereits Medikamente auf dem Markt gibt, die das Neuropilin blockieren könnten.
Originalstudie: Polavaram NS et al., Tumor- and osteoclast-derived NRP2 in prostate cancer bone metastases. Bone Research 2021; 9(1): 24. doi:10.1038/s41413-021-00136-2