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Neue Studie über Alkoholkonsum unserer Vorfahren

Schon vor zehn Millionen Jahren verzehrten die Vorfahren des Menschen Alkohol. Eine neue Studie aus den Vereinigten Staaten deutet darauf hin, dass schon die letzten evolutionären Vorfahren des Men

Schon vor zehn Millionen Jahren verzehrten die Vorfahren des Menschen Alkohol. Eine neue Studie aus den Vereinigten Staaten deutet darauf hin, dass schon die letzten evolutionären Vorfahren des Menschen die Fähigkeit hatten, Alkohol abzubauen.

Die Vorfahren des Menschen haben wahrscheinlich schon vor über zehn Millionen Jahren Alkohol in Form von Fallobst konsumiert. Dies beschreibt eine Studie von Wissenschaftlern, die in den «Proceedings» der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht wurde (DOI:10.1073/pnas.1404167111). Durch die Fähigkeit Alkohol abbauen zu können, verschafften sich unsere Vorfahren demnach einen wichtigen evolutionären Vorteil in einer Zeit, als sie die Bäume verlassen, und sich an ein Leben am Boden anpassen mussten.

Bisher war die gängige Meinung, dass Menschen Alkohol erst seit ungefähr 7000 Jahren vor Christus konsumieren. Damals begannen Menschen, Nahrungsmittel zu lagern und Fermentierungsprozesse gezielt zur Produktion von Alkohol zu nutzen. Daher wurde angenommen, dass Alkoholmissbrauch beim modernen Menschen ein Zeichen einer noch nicht vollständigen Genom-Anpassung ist: Da Menschen erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit Alkohol zu sich nehmen, sei der Körper noch nicht in der Lage, diesen richtig abzubauen.

Enzym bot großen evolutionären Vorteil

Das Forscherteam um den Biologen Matthew Carrigan vom Santa Fe College in Gainesville analysierte nun das Enzym ADH4, welches am Abbau von Alkohol im Körper beteiligt ist. Mit Hilfe der Gene von knapp 30 Säugetieren rekonstruierten die Forscher die Evolutionsgeschichte von ADH4 über den Zeitraum der letzten 70 Millionen Jahre. Dadurch fanden sie heraus, dass eine einzelne genetische Mutation vor zehn Millionen Jahren es unseren Vorfahren ermöglichte, Alkohol abzubauen. Da sich die Erde zu diesem Zeitpunkt in einem extremen klimatischen Umbruch befand, bot dies wahrscheinlich einen starken evolutionären Vorteil. Unsere Vorfahren mussten sich zu diesem Zeitpunkt an ein Leben am Boden anpassen und verzehrten vermehrt Fallobst, welches einen höheren Ethanolgehalt als von einem Baum gepflückte Früchte aufweist.

Die Ergebnisse der Studie könnten außerdem Auswirkungen auf das Verständnis der Adaption von Menschen in anderen Bereichen haben. „Mit ihnen könnte auch die medizinische Komplexität menschlicher Interaktion mit Ethanol heute besser verstanden werden“, schreiben die Wissenschaftler. Sollten die Ergebnisse der Studie korrekt sein, so wurde der Konsum von Alkohol aus gesundheitlicher Sicht erst dann ein Problem, als der Mensch Verfahren entwickelte, Getränke mit höherem Ethanolgehalt herzustellen.

Gesellschaftliche Folgen von Alkoholkonsum sind immens

Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen betrug der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol in 2012 in Deutschland über 135 Liter. Mehr als 95 Prozent der Deutschen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken Alkohol. Dies führt zu schätzungsweise 70 000 Todesfällen im Jahr. Die Volkswirtschaftlichen Kosten von Alkoholkonsum verursachen jedes Jahr Schäden von vielen Milliarden Euro.

Die aktuelle Studie könnte daher die Diskussion um unsere Ernährung weiter vorantreiben: Derzeit begründen Forscher viele Zivilisationskrankheiten damit, dass der Mensch sich zu weit von den Nahrungsgewohnheiten seiner Vorfahren entfernt habe. So wird etwa vermutet, dass verschiedene Volkskrankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit und Bluthochdruck auch daher so oft vorkommen, weil der Mensch nicht genug Zeit gehabt habe, sich genetisch an die heutige zuckerreiche Ernährung anzupassen. Diese Sichtweise muss nun möglicherweise an die neuen Erkenntnisse angepasst werden.

Text und Foto: dpa /fw