Mit der Psychiatrisch-Psychosomatischen Klinik in Celle soll eine Versorgungslücke in der Region geschlossen werden. Der Neubau des Klinikums Wahrendorff mit zwei Stationen und einer Tagesklinik sollte am Freitag eröffnet werden. Die Kosten liegen bei knapp 16 Millionen Euro, das Land hat den Bau mit rund 9 Millionen gefördert.
“Die Fallzahlen der zu behandelnden psychiatrischen Erkrankungen wachsen seit Jahren – auch in Niedersachsen”, sagte Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD). Nach den Prognosen der Experten werde sich dieser Trend auch in Zukunft weiter fortsetzen. Das Geld für den Neubau in Celle sei vor diesem Hintergrund sehr gut angelegt, sagte Rundt der Deutschen Presse-Agentur. “Ich begrüße es ausdrücklich, wenn Kliniken sich wie in diesem Fall abstimmen, zusammenarbeiten und ergänzen, anstatt sich durch unsinnige Konkurrenz gegenseitig in den Ruin zu treiben”, betonte die Politikerin, die am Vormittag den Neubau einweihen wollte.
Niedersachsen verfügt derzeit nach Angaben des Ministeriums über 5065 Betten für psychiatrische Medizin in 32 Kliniken. Dazu kommen 838 Betten für psychosomatische Medizin in 24 Häusern und 687 Betten der Kinder- und Jugendpsychiatrie in 15 Kliniken. Bis zum Jahresende soll der Entwurf eines Landespsychiatrieplans über Versorgungslücken und Lösungsmöglichkeiten vorliegen, hieß es in Hannover. Die Endfassung soll nach derzeitiger Planung Ende Februar 2016 fertig sein.
Die neue Klinik wird nach Angaben einer Sprecherin der Klinikum Wahrendorff GmbH zunächst über zwei Stationen mit je 24 Betten verfügen. Dazu kommen die Tagesklinik mit 30 Plätzen und eine psychiatrische Akutambulanz. 2016 soll eine dritte Station eingerichtet werden, sagte sie.
“Die Versorgung in Niedersachsen ist insgesamt ausreichend, allerdings gibt es in einigen Gebieten weiße Flecken”, sagte Helmut Fricke, Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft. “So bestand in der Region Celle bisher keine stationäre Versorgung für psychisch Kranke. Deshalb begrüßen wir den Neubau in Celle ausdrücklich, auch die Trägerschaft Wahrendorffs.” Wahrendorff sei die größte private psychiatrische Einrichtung in Europa, so Fricke.
«Laut Bedarfsplan soll ein Psychiater oder Psychologe knapp 10 000 Einwohner versorgen», erklärte Sprecher Detlef Haffke von der Kassenärztlichen Vereinigung. Rein rechnerisch seien so etwa die Region Hannover und viele Landkreise wie auch Celle sogar überversorgt. “Die Realität ist jedoch eine ganz andere”, betonte Haffke. “In den eher ländlich strukturierten Regionen sitzt oft niemand.” Außerdem sei der Bedarf überall dramatisch angestiegen. “Die Bedarfsplanung erlaubt uns nicht, mehr Experten in der Region zu etablieren”, so Haffke weiter. “Wir unterstützen alle Maßnahmen, die den Patienten auch kurzfristig einen Termin und die entsprechende Behandlung sichern. Das können auch Tageskliniken sein.”
Text und Foto: dpa /fw