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Neue digitale Medizin-Konzepte fürs Land

Ärzte sind für Landbewohner schwer erreichbar. Die Versorgung alter Patienten ist verbesserungswürdig. In einem neuen Projekt sollen neue Versorgungskonzepte erprobt werden. Unter anderem sollen Kinderärzte mit Hausärzten Tandem-Praxen bilden.

Ärzte sind für Landbewohner schwer erreichbar. Die Versorgung alter Patienten ist verbesserungswürdig. In einem neuen Projekt sollen neue Versorgungskonzepte erprobt werden. Unter anderem sollen Kinderärzte mit Hausärzten Tandem-Praxen bilden.

Es fehlen Nachfolger für Arztpraxen, die Bevölkerung wird älter, verbunden mit komplexeren Krankheitsbildern: In von Ärztemangel bedrohten ländlichen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern werden nun neue medizinische Versorgungskonzepte erprobt. Schwerpunkte sind die Kinderheilkunde, die Altersmedizin und die Palliativmedizin, wie der Versorgungsforscher und geschäftsführende Direktor des Instituts für Community Medicine der Uni-Medizin Greifswald, Wolfgang Hoffmann, am Donnerstag sagte.

So soll im Frühherbst in der Mecklenburgischen Seenplatte die praktische Erprobung einer gemeinsamen digitalen Fallakte in der Altersmedizin beginnen. Hausärzte, Fachärzte Pflegedienste, Krankenhäuser und Apotheken sollen so besser vernetzt werden. Von der gemeinsamen Akte soll vor allem der Patient profitieren, indem Doppelbehandlungen oder sich widersprechende Medikamentengaben verhindert werden. Pflegekräfte in Heimen sollen für die Schmerzbehandlung von Patienten besser qualifiziert werden. Die Forscher sehen im Bereich der Palliativmedizin einen großen Handlungsbedarf.

"Wanderpädiater" bieten Sprechstunden in ländlichen Hausarztpraxen an

In der Kindermedizin will das Institut das Modell von Tandem-Praxen erproben. Als Modellregionen wurden Ludwigslust-Parchim und Woldegk ausgewählt. Kinderärzte könnten  als "Wanderpädiater" Sprechstunden in ländlichen Hausarztpraxen anbieten. "In Mecklenburg-Vorpommern wohnen etwa 10.000 Kinder und Jugendliche mehr als 20 Kilometer von der nächsten Kinderarztpraxis entfernt", erläuterte Projektleiterin Neeltje van den Berg. Der Landesverband der Kinderärzte verspricht sich von den Tandem-Praxen, dass vor allem Auffälligkeiten wie Wachstumsverzögerungen oder seltene Krankheiten schneller diagnostiziert werden, sagte der Vorsitzende Andreas Michel. Bei der Akutversorgung von Kindern und Jugendlichen auf dem Land sieht der Verband die kleinen Patienten bei Hausärzten auf dem Land gut aufgehoben.  

250 Hausärzte – und damit etwa ein Viertel aller in Mecklenburg-Vorpommern niedergelassenen Allgemeinmediziner - suchen in den nächsten fünf Jahren Nachfolger, verdeutlichte die Referatsleiterin im Gesundheitsministerium Ursula Claßen das Problem. Zudem werde die Bevölkerung älter, mit einer zunehmenden Krankheitslast. "Wir befinden uns in der Zange des demografischen Wandels." Vor einem Jahr startete das vom Ministerium mit einer Million Euro geförderte und auf fünf Jahre angelegte Projekt für neue regionale Versorgungskonzepte. Nach der Erarbeitung der Modelle geht es nun in die Erprobung. Wenn sich diese als sinnvoll erweisen, sollen sie auf andere Regionen ausgeweitet werden, so der Plan.

Mecklenburg-Vorpommern hat bei der Demenzversorgung und der Delegation von ärztlichen Tätigkeiten auf Pflegekräfte bereits neue Wege in der Krankenversorgung beschritten, die inzwischen Teil der Regelversorgung geworden sind. Starre Strukturen zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäuser mussten aufgebrochen, und berufsgruppen-und sektorenspezifische  Vorbehalte abgebaut werden. Das erhoffen sich die Forscher auch für die neuen Projekte "Innovation ist nicht leicht", sagte der Professor für Versorgungsforschung Hoffmann. "Das Problem an Innovation ist, dass es innovativ ist."

Nicht nur bei den Ärzten auch bei den Pflegekräften fehlt Nachwuchs. Die Forscher plädieren deshalb dafür, den Pflegeberuf für Abiturienten attraktiver zu machen. Ziel: Universitäten im Land sollen künftig Pflegekräfte ausbilden dürfen. Dennoch ist den Wissenschaftlern klar, dass sie sich zukünftige Fachkräfte nicht backen können. "Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Berufszweigen", sagte Hoffmann. Deshalb müsse man offensiv für medizinische Berufe werben.

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