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Neue "116 117"-Werbung von Ärzteschaft kritisiert

Gut gemeint, schlecht umgesetzt: Immer mehr Intensiv- und NotfallmedizinerInnen kritisieren die neue TV-Werbekampagne für die Telefonnummer 116 117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes.

Wenig hilfreiche Werbekampagne für Bereitschaftsdienst

Gut gemeint, schlecht umgesetzt: Immer mehr Intensiv- und NotfallmedizinerInnen kritisieren die neue TV-Werbekampagne für die Telefonnummer 116 117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. "Die Werbung bagatellisiert in den Augen von Mitarbeitern in den Notfallaufnahmen die tatsächliche Brisanz und Schwierigkeiten in diesem Bereich", sagt Professor Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

"Diese vermutlich auch sehr kostenintensive Aktion wird dem zu vermittelnden Inhalt in keiner Weise gerecht. Das Niveau der Werbeclips wird von den betroffenen Patienten vermutlich kaum ernst genommen und trägt so nicht nachhaltig dazu bei, eine bessere Steuerung der Patientenströme zu gewährleisten", merkt er an.

Seit Jahren ist die konstruktive Zusammenarbeit von kassenärztlich tätigen Niedergelassenen und KrankenhausärztInnen in den Notfallaufnahmen der Krankenhäuser ein kontrovers diskutiertes Thema. Mit häufig frustrierenden Ergebnissen für das Krankenhauspersonal. Die DIVI hofft nun, dass die Pläne des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, die auf eine grundlegende Reform der Organisation der präklinischen Notfallversorgung abzielen, zu einer Verbesserung der Lage führen werden.

DIVI begrüßt Initiative

Generell begrüßt die DIVI jede Initiative, mit der die weiter zunehmenden Zahlen der in die Krankenhaus-Notfallaufnahmen fehlgeleiteten PatientInnen reduziert wird. So auch mit Einschränkungen die momentan plakativ beworbene Erreichbarkeit des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Rufnummer 116 117. Mit als humorvoll gedachten Werbespots soll im Fernsehen und im Internet auf die Rufnummer hingewiesen werden.

Auftraggeber ist hier die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). "Die KBV muss befürchten, dass mit den Plänen des Bundesgesundheitsministers künftig die Bundesländer die Planung über die Notfallversorgung übernehmen sollen. Damit würde den kassenärztlichen Vereinigungen der Sicherstellungsauftrag für den Bereitschaftsdienst entzogen werden", sagt Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. "Vor diesem Hintergrund muss die aktuelle Werbeaktion für eine Rufnummer 116 117 gewertet werden, die seit Jahren nahezu unbekannt und daher ungenutzt geblieben ist."

Dringend Lösungen gesucht für nicht optimal abgestimmte Notfallversorgung

Bereits 2012 wurde die einheitliche Rufnummer 116 117 bundesweit eingerichtet. Diese war bislang allerdings nur in der sprechstundenfreien Zeit erreichbar, das soll sich ab Januar 2020 ändern, dann nimmt rund um die Uhr jemand die Notrufe entgegen. "Da bislang die Öffentlichkeit kaum Notiz von der Nummer 116 117 genommen hat, ging jetzt der KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen mit einer bundesweiten Werbekampagne an die Öffentlichkeit", so Janssens.

Die DIVI vertritt als Fachgesellschaft unter anderem die präklinische und klinische Notfallmedizin und sieht schon länger das wachsende Problem einer ungerichteten und häufig nicht optimal aufeinander abgestimmten Notfallversorgung der Bevölkerung. "Hier benötigen wir dringend sinnvolle Lösungen, bagatellisierende Auftritte wie die aktuelle KBV-Werbekampagne sind nur wenig hilfreich", sagt DIVI-Präsident Uwe Janssens.