Siemens reagiert mit einer Neuausrichtung des Medizintechnik-Geschäfts auf veränderte Anforderungen im weltweiten Gesundheitsmarkt. Zukünftig soll die Tochter, die gerade erst verselbstständigt wurde, in sechs Regionen und sechs sogenannte Business Areas gegliedert werden. Ziel sei unter anderem eine stärkere Kundenausrichtung, sagte der Chef von Siemens Healthcare, Bernd Montag, in einem internen Interview der Mitarbeiterzeitung “Healthcare Insights”. Dank der Bündelung von Funktionen und einer flacheren Hierarchie könne man zudem flexibler auf Marktveränderungen reagieren.
Über die geplante Neuausrichtung hatten zuvor die Nürnberger Nachrichten berichtet. Demnach gehören zu den Business Areas die Bildgebung sowie die Bereiche Ultraschall, Therapie, Labordiagnostik, das Geschäft mit kleineren Geräten und als sechstes Geschäftsfeld der Service. Als Wachstumsfelder hat das Unternehmen die Themen Therapie, molekulare Diagnostik und Services im Blick. “In der Therapie wollen wir unsere starke Position in der Radiologie und in den bildgebenden Techniken weiter ausbauen. Deshalb stärken wir unser bestehendes Portfolio und setzen auf strategische Partnerschaften”, sagte Montag in dem Interview.
Der Gesundheitsmarkt ist weltweit in Bewegung. Vor allem in den USA rücken die Spieler – von den Krankenhäusern bis zu den Versicherern – enger zusammen. Die Siemens-Medizintechnik mit zuletzt weltweit noch rund 43 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund zwölf Milliarden Euro ist nach eigenen Angaben Nummer eins bei bildgebenden Verfahren wie Röntgenapparaten und Computertomographen sowie zweitgrößter Anbieter in der Labormedizin hinter Roche aus der Schweiz. Im Bereich Therapie hat Siemens bisher weniger anzubieten. So kämpfte der Konzern in der Partikeltherapie, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt, längere Zeit mit Problemen und macht hier kein Neugeschäft mehr.
“Unser Weg ist der Weg unserer Kunden, die auf massive Veränderungen ihres Umfelds reagieren müssen”, sagte Montag in dem Interview. Dazu gehörten eine zunehmende Konsolidierung und Vernetzung von Gesundheitsversorgern, eine Industrialisierung bei medizinischen Leistungen und ein zunehmendes Gesundheitsmanagement. Es gehe “immer weniger um die Behandlung kranker Patienten, sondern immer mehr um die Vermeidung von Erkrankungen bei Patienten- und Risikogruppen sowie um eine rasche Rehabilitation”.
Der Healthcare-Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fees reagierte in den “Nürnberger Nachrichten” positiv auf die Neuausrichtung. “Es geht diesmal ausdrücklich nicht um einen Stellenabbau und auch nicht um ein Kostensparprogramm. Das Unternehmen will auf der vorhandenen Basis neue Geschäftsfelder erschließen und damit in ein neues Zeitalter aufbrechen”, sagte Fees.
Text: dpa /fw