Ohne Koffeinration – zum Beispiel in Form eines Kaffee´s – sind viele der Auffassung, nicht richtig in den Tag zu starten. Aber wie wäre es mit einem Schuss Mykotoxine? Eine neue Studie bestätigt Funde dieser toxischen Pilz-Metabolite in kommerziellem Kaffee. Infolgedessen wird eine Diskussion im Gesundheitswesen über potentielle Risiken hervorgerufen.
Die Studie (doi:10.1016/j.foodcont.2015.04.031) wurde von Dr. Emilia Ferrer von der Universität Valencia in Spanien im Journal Food Control veröffentlicht.
Das Forscherteam erklärt, dass es sich bei Mykotoxinen um Verbindungen handelt, die von filamentösen Pilzen, wie Aspergillus oder Fusarium sezerniert werden und gesundheitsschädlich sind. Im schlimmsten Fall können sie Krebs hervorrufen und das Immun- und Hormonsystem beeinflussen.
Mykotoxikose ist der toxische Effekt des Mykotoxins auf Mensch oder Tier. Exposition gegenüber dieser Substanz geschieht meistens über den Verdauungstrakt, kann jedoch auch über die Haut oder durch Inhalation geschehen.
Laut WHO (World Health Organisation) wurde das öffentliche Interesse erstmals auf die Mykotoxikose gelenkt, als 1960 die “Turkey X” Erkrankung, eine Form der Mykotoxikose auf Farmen in England, auftrat.
Daher kam es zu einer genaueren Untersuchung des Toxins, wodurch entdeckt wurde, dass es sich um ein Hepatokarzinogen handelt. Nach dieser Entdeckung der potentiellen Leberschädigung wurde die Mykotoxin-Forschung viel breiter aufgestellt.
Das Vorkommen dieser Toxine auf Nüssen, Körnern und anderen Lebensmitteln, die leicht schimmeln können, wird durch Umweltbedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit oder auch Niederschlag bei der Ernte, verursacht.
Da das Vorkommen von Mykotoxinen auf Lebensmitteln nicht komplett vermeidbar ist, erlauben die Regelungen geringe Mengen auf unserer Nahrung.
In dieser neuen Studie führten die Forscher ihre Analyse mithilfe der sogenannten “liquid chromatography-tandem mass spectrometry (LC-MS/MS)” durch, auf Deutsch Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung. Dabei werden Moleküle exakt durch ihr spezifisches Gewicht identifiziert.
Dr. Ferrer und ihre Kollegen analysierten 100 Kaffeeproben aus Supermärkten in Spanien, um das Vorkommen von Mykotoxinen zu bestätigen.
Genauer: Sie fanden Fumonisine, Aflatoxine, Trichothecenes und angereicherte Myotoxine in Konzentrationen zwischen 0.10-3.570 μg/kg. Auch beim Ochratoxin A wurde der erlaubte Wert bei 5 Proben überschritten.
“Das einzig staatlich anerkannte Mykotoxin ist das Ochratoxin A”, sagt Dr. Ferrer. “Wir haben niedrige Konzentrationen dieses Mykotoxins in den restlichen Kaffeeproben gefunden, aber in 5 Proben waren die Spiegel deutlich erhöht.”
Ochratoxin A wurde in früheren Studien mit Nierenerkrankungen und Urothelkarzinomen assoziiert, weshalb die EU ein maximales Level von 5 μg/kg für geröstete Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee, und 10 μg/kg für löslichen oder Instant-Kaffee zuließ.
Die Proben mit erhöhten Werten bestanden aus 2 Proben entkoffeiniertem Kaffee (6.20 und 9.30 μg/kg), 2 Proben Kaffekapseln mit Koffein (6.91 und 11.43 μg/kg) und eine Probe Kaffekapseln ohne Koffein (32.40 μg/kg).
Obwohl der Grenzwert bei den entkoffeinierten Kapseln um das 6-fache erhöht war, sprechen die Forscher von “nicht alarmierenden” Resultaten. Sie empfehlen dennoch ein populationsbasiertes Gesundheitsgutachten, das die Risiken der Mykotoxinexposition durch Kaffee beurteilt.
Dr.Ferrer zu den Ergebnissen:”Die fehlende Gesetzgebung bezüglich der detektierten Mycotoxine, deren toxischen Effekte und die Bedeutung der Konzentrationen, drängen auf eine genaue Untersuchung dieser Verunreinigungen, die in einem so häufig konsumierten Produkt vorkommen.”
Forscher arbeiten gerade daran, die Mengen beziehungsweise die Interaktionen der Mykotoxine mit Komponenten im Kaffee oder Lebensmitteln zu untersuchen, denn die Interaktion funktioniert nicht immer gleich. Dabei gehen sie auch auf verschiedene Kaffeeveredelungen ein, insbesondere Rösttemperaturen und –zeiten.
Die WHO spricht von möglichen Mykotoxikosen nicht nur in Entwicklungsländern, sondern, aufgrund der Verkaufsmuster, auch in den Produktionsländern.
“Strikte Kontrollen für Lebensmittel und Futter sowie angemessene Gesundheitsmaßnahmen sind deshalb von großer Bedeutung für die Reduzierung des Gesundheitsrisikos für Tier und Mensch”, fügt die Organisation hinzu.
Trotz dieser Warnung vor Mykotoxinen sprechen viele Studien die Vorteile des Kaffekonsums an. Darunter sind verbesserte Überlebensraten bei Kolonkarzinom oder auch ein vermindertes Risiko, an Melanomen zu erkranken.
Text: esanum/ ja
Foto: amenic181 / Shutterstock.com