Das St. Elisabethen-Krankenhaus und das Universitätsklinikum Frankfurt haben in diesem Jahr gemeinsam ein AltersTraumaZentrum gegründet, das jetzt zertifiziert wurde – ein Schritt zur Beseitigung der Unterversorgung in der Region und darüber hinaus.
Der demografische Wandel stellt auch die Unfallmedizin vor besondere Herausforderungen. Das Fachgebiet hat es mit einer deutlich wachsenden Zahl von Menschen höheren Alters zu tun, die sich besonders häufig verletzen. Hinzukommt kommt, dass ältere Menschen auch besondere Anforderungen haben: Knochenheilung sowie operative und physiotherapeutische Behandlungsweise unterscheiden sich von jüngeren Patienten. Deswegen ist eine spezifische Versorgung erforderlich.
In ganz Deutschland bestehen bislang nur 59 Alterstraumazentren. Das St. Elisabethen-Krankenhaus und das Universitätsklinikum Frankfurt bieten nun eine weitere interdisziplinäre Versorgung mit dieser neuen Spezialeinrichtung an. Eine Besonderheit ist dabei auch der Zusammenschluss mehrerer Häuser und Fachkliniken. Die besondere Eignung und die spezifischen Behandlungspläne für ältere Patienten wurden am 12. April offiziell als AltersTraumaZentrum zertifiziert.
Die Altersstruktur verändert sich in den kommenden Jahren deutlich. Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung in Deutschland laut Statistischem Bundesamt um rund sieben Millionen Menschen auf insgesamt 75 Millionen schrumpfen. Das Durchschnittalter steigt gleichzeitig um rund sieben Jahre. Der Anteil der älteren Bevölkerung ab 65 Jahren wird von gegenwärtig 21 auf 29 Prozent im Jahr 2030 steigen. Mit zunehmendem Lebensalter steigen aber auch das individuelle Krankheitsrisiko und die Gefahr von Knochenbrüchen. Ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt im Schnitt einmal pro Jahr. Aktuell erleiden jährlich etwa 160.000 Menschen eine Schenkelhalsfraktur. Diese Zahl wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren verdoppeln. Viele Patienten sind nach der Fraktur pflegebedürftig, leiden unter psychischen Erkrankungen oder versterben.
Der Grund für das erhöhte Risiko ist, dass die Knochenelastizität und die Knochenfestigkeit mit jedem Jahr sinken und der Knochen brüchiger wird. Zudem leiden ältere Menschen häufig unter abfallender Kognition und Wahrnehmungsfähigkeit. Auch die Reflexe funktionieren nicht mehr so gut und abnehmende Muskelkraft reduziert die Schutzmechanismen. Diesem massiv steigenden Bedarf steht eine Unterversorgung gegenüber: In ganz Hessen gibt es insgesamt nur fünf Alterstraumazentren und Frankfurt ist erst die vierte zertifizierte Universitätsklinik in Deutschland.
Damit ältere Patienten nach einem Unfall so gut wie möglich genesen können, benötigen sie ein auf sie zugeschnittenes Behandlungsangebot. Es ist erforderlich, diese Patienten sowohl unfallchirurgisch als auch geriatrisch zu versorgen. Im AltersTraumaZentrum haben sich die Klinik für Geriatrie und die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des St. Elisabethen-Krankenhauses mit der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Frankfurt zusammengeschlossen. Eingebunden sind darüber hinaus die Ergotherapie, Logopädie und Psychologie. Gemeinsam mit den Ärzten sorgt ein Team aus Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und weiteren Spezialisten für eine abgestimmte Behandlung und eine patientenorientierte Weiterversorgung – auch nach der Entlassung aus dem Zentrum.