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Muskelkraft wird in Europa zu wenig trainiert

Sich fit halten mit Laufen, Schwimmen, Radeln - das ist für viele Menschen wichtig. Nur wenige denken jedoch daran, die Muskeln ausreichend zu kräftigen.

Übungen zum Aufbau und Erhalt von Muskeln genau so wichtig wie Laufen, Radfahren oder andere Arten des Ausdauertrainings

Sich fit halten mit Laufen, Schwimmen, Radeln - das ist für viele Menschen wichtig. Nur wenige denken jedoch daran, die Muskeln ausreichend zu kräftigen.

Wer seine Muskelkraft trainiert, lebt im Schnitt gesünder und länger. Doch nicht einmal ein Fünftel aller EuropäerInnen kommt auf den empfohlenen Trainingsumfang von zwei oder mehr Tagen pro Woche. Das berichten Forschende im Fachjournal "PLOS ONE". Besonders wenig wird demnach in Südosteuropa gesportelt, Deutschland befindet sich auf Platz 6 der 28 untersuchten Länder.

Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen, Gewichtstraining mit Hanteln oder an Geräten dienen dem Aufbau und Erhalt von Muskeln. Mehr und mehr Studien legen nahe, dass ein derartiges Krafttraining mindestens genauso wichtig für die Gesundheit ist wie etwa Laufen, Radfahren oder andere Arten des Ausdauertrainings. So wurden regelmäßige Muskelaufbau-Übungen unter anderem mit einem geringeren Risiko für Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivitäten an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen

Entsprechend heißt es in den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung von Deutschland neben dem Rat zu anderem Sport: "Erwachsene sollten zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivitäten an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen." Auch die gerade veröffentlichten Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO raten zu jenem Umfang an Muskeltraining und das vor allem SeniorInnen.

Eine Studie der australischen Universität von Southern Queensland zeigt nun aber, dass die wenigsten Erwachsenen in Europa dieser Empfehlung folgen. So analysierte ein Team um den Mediziner Jason Bennie 280.600 Datensätze der zweiten Runde der europäischen Gesundheitsumfrage (EHIS: European Health Interview Survey), die 2013 und 2014 in allen EU-Mitgliedsländern sowie Island und Norwegen erfolgt war. Die WissenschaftlerInnen konzentrierten sich auf Teilnehmende über 18 Jahren. Belgien und die Niederlande wurden nicht berücksichtigt, da Muskelkraft-Training dort nicht abgefragt wurde.

Nur 17,3 Prozent der Befragten gaben an, zwei oder mehr Tage pro Woche Krafttraining zu betreiben

Das Ergebnis der Auswertung: Gerade einmal 17,3 Prozent der Befragten gaben an, zwei oder mehr Tage pro Woche Krafttraining zu betreiben. Die emsigsten SportlerInnen gab es dabei im Norden (Island, Schweden, Dänemark), die niedrigsten Zahlen im Südosten (Rumänien, Malta, Zypern) sowie Polen und Kroatien. Wie lange das jeweilige Training dauerte, wurde nicht gefragt.

Zudem fanden die Forschenden heraus, dass ein höheres Lebensalter, wenig Ausdauertraining und geringeres Einkommen oder Bildung mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit dafür einherging, hinreichend Muskelkraft zu trainieren. Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes als schlecht wirkten sich ebenso negativ aus. Frauen betrieben insgesamt weniger Krafttraining als Männer. Für die AutorInnen der Studie bieten all jene Faktoren Hinweise dafür, welche Gruppen besonders im Fokus möglicher Gesundheitsinterventionen stehen sollten.