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Multiresistente Keime: Sachsen-Anhalt zählt die meisten Fälle

Kliniken und Patienten fürchten den Ausbruch multiresistenter Keime, weil viele gängige Antibiotika gegen sie nichts ausrichten können. In Sachsen-Anhalt werden sie im bundesweiten Vergleich besonders oft nachgewiesen.

Nicht alle MRSA-Fälle sind meldepflichtig

Kliniken und Patienten fürchten den Ausbruch multiresistenter Keime, weil viele gängige Antibiotika gegen sie nichts ausrichten können. In Sachsen-Anhalt werden sie im bundesweiten Vergleich besonders oft nachgewiesen.

Der Krankenhauskeim MRSA ist in Sachsen-Anhalt nach wie vor ein großes Problem. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl würden hier die meisten Infektionen mit dem multiresistenten Keim in Deutschland beobachtet, hieß es aus dem Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Demnach gab es in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr pro 100.000 Einwohner 8,68 meldepflichtige MRSA-Fälle. In Bundesgebiet lag die Quote bei 3,82.

Die Ursache dafür könne die Verbreitung unterschiedlicher MRSA-Stämme sein, hieß es vom Landesamt für Verbraucherschutz. Denkbar sei ebenso, dass das Vorkommen des MRSA-Keims in Sachsen-Anhalt vollständiger gemeldet werde, da die Gesundheitsämter sich an einer Evaluation der MRSA-Meldepflicht beteiligen.

Im Jahr 2016 wurde der Keim in Sachsen-Anhalt bei 195 Menschen nachgewiesen, 2015 bei 185. Bundesweit gab es 2016 insgesamt 3142 Fälle, 2015 waren es noch 3604.

Bis Ende März zählte das RKI 36 Nachweise des multiresistenten Keims in Sachsen-Anhalt. Das war eine Infektion mehr als in den ersten elf Meldewochen 2016.

Meldepflichtig seien nur MRSA-Fälle mit schweren Verläufen, für die ein Nachweis durch eine Laborprobe mittels Blut oder Rückenmarksflüssigkeit vorliegt, sagte eine RKI-Sprecherin. Lokale Infektionen, zum Beispiel in der Nase, seien hingegen nicht meldepflichtig.

Das Gros der Keime, die in Krankenhäusern für Infektionen sorgen, sind normalerweise harmlose Bakterien, mit denen viele Menschen besiedelt sind. Geraten diese Keime jedoch in Blutbahn, Blase oder Lunge, können sie vor allem immungeschwächten Menschen zur Gefahr werden.

MRSA steht für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus. Das Bakterium kommt bei 20 bis 30 Prozent der Menschen auf der Haut vor und führt nicht automatisch zu einer Erkrankung. Es ist gefährlich, weil viele Antibiotika nicht gegen das Bakterium wirken. Das geschieht vermutlich unter anderem, weil Antibiotika in der Tiermast, aber auch bei Menschen zu häufig und nicht zielgenau verabreicht werden.