Herzfehler bei Ungeborenen finden, Tumore in der Brust entdecken, Operationen an Herzklappen durchführen – all das ist dank modernster 3D-Ultraschalltechnik mittlerweile möglich.
Die neuen Geräte erzeugen mehrere Hundert Bilder pro Sekunde, ältere konnten sekündlich nur zehn Aufnahmen erstellen. In welchen medizinischen Gebieten die moderne Ultraschalldiagnostik eingesetzt wird und wie diese funktioniert, erläutern Experten aus verschiedenen Fachbereichen der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM).
Bei den bisher verbreiteten mechanischen 3D-Sonden wurden die einzelnen Ultraschallaufnahmen im Nachhinein rekonstruiert – und so zu einem 3D-Bild zusammengesetzt. Dank eines hochentwickelten Schallkopfes werden bei den modernen Geräten hingegen alle echogebenden Strukturen des kompletten dreidimensionalen Raumes unterhalb der Sonde simultan erfasst. "Dadurch ist es möglich geworden, Ultraschallaufnahmen mittlerweile in Echtzeit abzubilden", sagt Heiko Dudwiesus, Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Ultraschallsysteme. "Diese 3D-Bilder stehen also sofort nach dem Aufsetzen der Sonde zur Verfügung." Der Vorteil dieser Methode lässt sich etwa an einem Beispiel aus der Pränataldiagnostik verdeutlichen: "Bei Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft können die Mimik und Gestik des ungeborenen Kindes sowie die Pulsationen von Herz und strömendem Blut in ihrem natürlichen Bewegungsablauf sowie dreidimensional und in fotorealistischer Anmutung dargestellt werden", so Dudwiesus. Das sei bei Verdacht auf eine Fehlbildung, Wachstumsstörungen oder einem Risiko für bestimmte Chromosomenstörungen hilfreich.
Die 3D-Ultraschalltechnik eignet sich auch für Herzuntersuchungen beim ungeborenen Kind, da sie es dem Arzt ermöglicht, alle vier Herzkammern sowie die umliegenden Gefäße zu kontrollieren. "Dank der Untersuchung können wir gut einschätzen, wie riskant die vorliegenden Herzfehler bei dem Fötus sind", so Professor Dr. med. Renaldo Faber, Leiter der DEGUM-Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe. "Anhand der Ultraschallbilder entscheiden wir dann, ob das Kind kurz nach der Geburt operiert werden muss, oder ob die Korrektur auf ein späteres Lebensalter verschoben werden kann."
In der Kardiologie konnten dank der 3D-Ultraschalltechnik ebenfalls starke Fortschritte erreicht werden. Die neuste Gerätetechnologie ermöglicht die Echtzeitdarstellung des bewegten Herzens. So können zum Beispiel Herzklappenfehler gut erkannt und eingeschätzt werden. Wenn der behandelnde Arzt eine Operation für sinnvoll erachtet, ist die 3D-Ultraschalltechnik am Herzen, inklusive der transösophagealen 3D-Echokardiografie, ebenfalls hilfreich. Vor dem Eingriff führt der untersuchende Arzt eine Sonde in die Speiseröhre des Patienten bis in die Nähe des Herzens. "Mit den exakten Ultraschallaufnahmen bekommen wir direkt vor und nach den Operationen einen direkten Einblick auf die Herzstrukturen – und auf Instrumente und Katheter, die sich im Herzen befinden. So kann zum Beispiel auch bei Kathetereingriffen an den Herzklappen die Therapie besonders gezielt durchgeführt werden", sagt Professor Dr. med. Andreas Hagendorff, der in der Abteilung Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig die Echokardiografie-Labore leitet.
Auch zur Erkennung von Brustkrebs kann die 3D-Technologie eingesetzt werden. "Neue Beurteilungskriterien stehen dem Untersucher mit dieser dreidimensionalen Betrachtung zur Verfügung, die die Unterscheidung von gut- zu bösartigen Befunden noch differenzierter ermöglichen. Die besondere Stärke der 3D-Technologie besteht aber in der Möglichkeit, den Tumor im Gesamtvolumen abbilden zu können. Dadurch lässt sich die Tumorgröße valide beurteilen und Therapieverläufe, zum Beispiel während einer Chemotherapie, sehr gut überwachen.", so Professor Dr. med. Werner Bader, Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Mammasonografie. Die 3D-Ultraschalltechnologie hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt, dazu beigetragen haben vor allem die raschen Fortschritte im IT-Bereich. "Vor etwa 16 Jahren kamen die ersten Geräte auf den Markt", berichtet Dudwiesus. "Mittlerweile sind sie im klinischen Alltag angekommen – auch niedergelassene Ärzte verfügen nun häufig über die moderne Technik."