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Mobile Herzdiagnostik für unterwegs

Vorhofflimmern ist weltweit ein großes Gesundheitsrisiko, welches noch immer zu oft unentdeckt bleibt. Apps könnten Abhilfe schaffen. Doch wie gut lassen sich heutige Handykameras für die Diagnostik einsetzen?

Das mobile EKG dank Handykamera

Vorhofflimmern ist weltweit ein großes Gesundheitsrisiko, welches noch immer zu oft unentdeckt bleibt. Apps könnten Abhilfe schaffen. Doch wie gut lassen sich heutige Handykameras für die Diagnostik einsetzen?  

Viele Apps zur Detektion von Vorhofflimmern (VHF), einem Risikofaktor für Schlaganfälle, nutzen die handyeigene Kamera, um Unregelmäßigkeiten des Finger-Pulsschlages zu messen. Wie genau das ist, war bislang unbekannt.

Aus diesem Grund führten US-amerikanische Forschende eine Metaanalyse mit 10 Studien durch, die insgesamt Daten von 3.852 Personen einschlossen und Aussagen zu folgenden Apps erlaubten: FibriCheck application (Qompium); Cardiio Rhythm Mobile (Cardiio, Inc); Preventicus application (Preventicus); PULSE-SMART.

Schon zwei Minuten Messung genügen

Über alle Anwendungen hinweg genügte im Mittel bereits ein 2-Minuten-Messintervall, um über den Fingerpuls per App und Handykamera ein Vorhofflimmern zu diagnostizieren. Die mittlere Sensitivität lag dabei bei rund 94,2%, die Spezifität bei etwa 95,8%.

Der positive Vorhersagewert (PPV) bei nicht-symptomatischen Menschen ab 65 Jahren lag zwischen 19% und 38%, der negative Vorhersagewert (NPV) hingegen bei nahezu 100%. Beide Werte stiegen signifikant bei Menschen ab dem 65. Lebensjahr und zusätzlicher Hypertonie an.

Falsch-positve Ergebnisse zu erwarten

Alle in den Studien verwendeten Smartphone-Apps erzielten sehr gute Spezifitäten bei hoher Sensitivität. Dennoch waren die Werte für PPV eher schlecht. Daraus schlussfolgerten die AutorInnen der Metaanalyse, dass es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu vielen falsch-positiven Ergebnissen kommen werde.

Da andererseits noch immer ein VHF in vielen Fällen nicht rechtzeitig entdeckt wird, bevor Schlaganfälle daraus resultieren, sollte eine App, die mithilfe der Handykamera ein VHF zu erkennen vermag, höchst willkommen sein. Falsch-positive Ergebnisse sind möglich, doch scheint es im umgekehrten Fall, in denen das Gerät keine VHF detektiert, sehr verlässlich zu sein.

In Zukunft müssen solche VHF-Apps auch an weiteren PatientInnengruppen getestet und die positiven Detektionsraten verbessert werden. Im Zweifel führt ein positives Detektionsereignis mittels Handykamera und App jedoch zu einem Arztbesuch und weiteren Tests, was im Sinne der Schlaganfallprävention sicher nicht der schlechteste Ansatz ist.

Originalpublikation:
O’Sullivan JW et al., JAMA Network Open 2020; 3(4): e202064. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.2064