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Mobile health: Schnellere Hilfe nach Herzstillstand durch App-Retter und Screening-Apps

Einen Herzstillstand außerhalb einer Klinik überleben nicht viele Patienten – gerade mal 10 Prozent. 2015 wurde nur bei knapp 30 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation begonnen – durch Laien.

Einen Herzstillstand außerhalb einer Klinik überleben nicht viele Patienten – gerade mal 10 Prozent. 2015 wurde nur bei knapp 30 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation begonnen – durch Laien. Wenn es aber gelingt, mehr Menschen mit größeren Fähigkeiten zur Wiederbelebung schneller an die Einsatzorte zu lotsen, können sich die Überlebenschancen der Patienten verdoppeln oder gar verdreifachen. Es geht allein bundesweit um 10.000 Leben, in ganz Europa um etwa 100.000.

Welchen Beitrag dazu Handys als First Responder Tools leisten können, das zeigte Dr. Christian Elsner, Geschäftsführer des Lübecker Standortes des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), auf der 85. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) im Mannheimer Rosengarten. Elsner war bis Anfang des Jahres bei der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie für die Entwicklung von E-Health-Lösungen zuständig.

Im Bereich der First-Responder-Apps gibt es zwei wichtige Unterschiede bei den im Markt befindlichen Apps: Die Apps mit "Crowd Control" und die Apps mit zentraler "Dispatcher-Kontrolle" meist durch die Feuerwehr (Leitstelle). Von ersteren hält Elsner nichts, letztere sind nach einem einfachen Prinzip aufgebaut und direkt mit der Leitstelle verbunden. Bei einem Notfall wird direkt die Leitstelle informiert, die lokalisiert einen App-Retter in der Nähe des Einsatzortes und einen Rettungswagen. Im Durchschnitt braucht ein Rettungswagen in Deutschland 9 Minuten zum Einsatzort. Hat man ein Netz aus freiwilligen Helfern, die die App auf Ihrem Smartphone installiert haben, können diese statistisch gesehen bereits nach 3-4 Minuten am Einsatzort sein. Jede eingesparte Minute erhöht die Chance auf Überleben eines von Herzstillstand Betroffenen um 10 Prozent.

Direkte Nachweise, dass die Reanimationsquote erhöht werden kann, sind international bereits erbracht. Aktuell wurde auch einen erste Publikation platziert, die eine Verbesserung der 30 d Mortalität nachweist – allerdings indirekt über First Responder Systeme allgemein. Der echte Nachweis einer Mortalitätssenkung über derartige Apps steht noch aus, läuft aber, so Elsner.

Der Einsatz der Apps in diesem Feld liegt aber nach wie vor bei einem geringen Marktanteil (unter 15 Prozent) und die Skepsis bei den Leitstellen (nicht bei den Nutzern) ist immer noch sehr hoch. Nur 29 von 217 Leitstellen (und damit 13 Prozent der Leitstellen) nutzen Apps.

Die Erhebung von Gross & Elsner aus 2018 zeigt, dass sich die Bedenken der Leitstellen meist beim Übergang in die Praxis verlagern und Praxisprobleme dann eher in der technischen Umsetzung bestehen. Die Erfahrungen mit den ersten kontinuierlichen Einsätzen von First Responder Apps sind durchweg gut und zeigen über alle Initiativen hinweg eine schnellere zusätzliche Erreichung der Opfer.

Das Beispiel "Meine Stadt rettet" zeigt die guten Erfolgsquoten von First Responder App-Konzepten exemplarisch:

5.560 täglich aktive Nutzer in der Initiative

1.100 Notfälle im Jahr 2019 mit dem System bearbeitet

50,1 Prozent Annahmequote bei App-Alarmen

4 täglich aktive Leitstellen

3,9 Minuten Eintreffzeit der App-Retter im Durchschnitt

Elsner hob folgende Aspekte hervor:

Wie Vorhofflimmern via Handy funktionieren kann, stellte Dr. Andreas Rillig, Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg, vor. Rillig betonte, dass die VHF-Prävalenz schon aufgrund der demographischen Entwicklung zunehmen werde. Ein VHF-Screening für die Bevölkerung müsse einfach sein, um Chancen auf eine breite Umsetzung haben. Infrage kommen dafür Smartphones, deren Nutzerzahl stetig zunimmt und die in Deutschland bei den über 50jährigen derzeit bei 64 Prozent liegt

Die Detektion einer Arrhythmie funktioniert über direkte und indirekte Photoplethysmographie (PPG). Bei der direkten PPG hat man als Nutzer das Smartphone in der Hand. Nach Aktivierung der App muss nur ein Finger auf der Kamera platziert werden, sodass er von dem Licht des Smartphones durchleuchtet werden kann. Die Kamera nimmt dann zunächst ein rötliches Bild auf. Bei der indirekten PPG wird das Gesicht abfotografiert. Eine Studie aus 2017 (Coppetti T et al. Europ. Journal of Preventive Cardiology, 2017) hat 2 direkte Messungen mittels App-basierter PPG mit 2 indirekten verglichen, n=108. Es zeigte sich, dass die kontaktbasierten PPG-Apps eine leichtere Anwendbarkeit und bessere Genauigkeit aufwiesen als die indirekten Varianten. Die aus dem EKG abgeleitete Herzfrequenz korrelierte gut mit der Pulsoximetrie (r = 0,92), IHR (r = 0,83) und HF (r = 0,96), aber etwas weniger mit WMH (r = 0,62) und CAR (r = 0,60).

Die internationale, multizentrische, doppelblinde klinische DETECT AF PRO-Studie mit 672 Teilnehmern testete die Genauigkeit des App-basierten AF-Erkennungsalgorithmus "Preventicus Heartbeats" (Brasier N, et al. Europace, 2019). Die Detektions-Genauigkeit via App betrug 96,5% mit einem positiven Vorhersagewert von 99,3% im Vergleich zur EKG-basierten Diagnose von zwei Kardiologen im gegenseitigen Einvernehmen.

Rillig Schlussfolgerung:

Dass bei der Digitalisierung noch reichlich Luft nach oben ist, machte Dr. Jakob Ledwoch vom Klinikum rechts der Isar, München deutlich.

Der starken Entwicklung auf dem eHealth Sektor steht folgendes Szenario gegenüber:

-Noch gibt es keine standardisierte elektronische Patientenakte in Deutschland.

-Kein Datentransfer zwischen den Leistungserbringern

-Doppeluntersuchungen

-Sinkende Behandlungsqualität durch Informationsverluste

-Ineffiziente Behandlungsabläufe – hohe Gesundheitskosten

Dabei könnten Apps schon jetzt in klinischen Alltag helfen. Etwa die App Stent Surgery, zusammengestellt von einem interdisziplinären Team aus Kardiologen und Chirurgen in Italien. Kardiologen schätzen das Ischämierisiko, Ärzte diverser chirurgischer Disziplinen schätzen das Blutungsrisiko ein, dazu sind Daten aus Registerstudien über Sicherheit und Nutzen der Empfehlungen verfügbar.

Oder der BNK Cardio Coach – der verschiedene Aspekte zusammenführt: Monitoring (Kontinuierliche Vitaldaten liefern klare Patientenprofile), Prävention (Trainingspläne und Bewegungscluster fördern die Motivation), Ärztliche Visite (Im Dashboard findet sich die Zusammenfassung aller Daten zur Visite beim Arzt).

Von Whatsapp & Co profitieren auch viele Kliniker, die Programme erlauben den schnellen Austausch von Patientendaten. Doch wie sicher sind die smarten Helfer? Da kommt Siilo ins Spiel, eine DSGVO-konforme Kommunikations-App:

-Nur für Gesundheitsberufe

-Verifizierungsprozess

-End-to-End-Verschlüsselung

-Server in EU (Datentransport)

-Keine Speicherung auf Servern

Referenz: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Kongresszentrum Rosengarten 2019