Eine Wissenschaftlerin des Uniklinikums in Halle will herausfinden, ob mehr Selbstbestimmung für werdende Mütter im Kreißsaal die Chancen auf eine natürliche Geburt erhöht.
Das Projekt soll bis 2020 laufen und wird vom Bundesforschungsministerium mit 1,1 Millionen Euro unterstützt, wie die Klinik am Donnerstag mitteilte. Hintergrund sei der hohe Anteil an Kaiserschnitten in Deutschland. Es komme fast bei jeder dritten Geburt zu dieser Operation, vor 30 Jahren sei der Anteil halb so hoch gewesen.
Ziel der Studie sei es, mehr natürliche Geburten zu ermöglichen, indem die Bedürfnisse der werdenden Mütter bei der Geburt stärker in den Vordergrund rücken, erklärte die Hebammenwissenschaftlerin Gertrud Ayerle. Um das zu erforschen, soll an der Uniklinik Halle sowie elf weiteren noch nicht endgültig ausgewählten Kliniken in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Berlin neben dem üblichen Kreißsaal ein alternativer Gebärraum eingerichtet werden. Dieser werde mit einer Ruhezone und Angeboten für mehr Bewegung bei der Wehenarbeit ausgestattet, hieß es.
Ab 1. April kommenden Jahres sollen Teilnehmerinnen für die Studie gefunden werden. Einige werden klassisch, die anderen in der alternativen Umgebung entbinden. Wenn der alternative Gebärraum positive Effekte im Vergleich zum Standard bringe, könnten bundesweit jährlich etwa 21.000 Gebärende mehr eine natürliche Geburt statt eines Kaiserschnitts erleben, schätzte Ayerle.