Eine sichere, neue, minimal-invasive Behandlung, die von interventionellen Radiologen entwickelt wurde, führte bei stark übergewichtigen Menschen zu einem nachhaltigen Gewichtsverlust. Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie wurden bei der diesjährigen Konferenz der Society of Interventional Radiology präsentiert. Die Forscher gaben an, dass ihre Behandlung – die sogenannte bariatrische arterielle Embolisation (BAE) – zukünftig vielen Menschen eine tragfähige und sichere Alternative zu chirurgischen Behandlungen bieten könnte.
Im Rahmen einer Pilot-Studie wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der BAE, als minimal-invasive, bildgeführte Behandlungsoption für fettleibige Menschen überprüft und bewertet.
Clifford Weiss, MD, FSIR, Associate Professor für Radiologie und Strahlenwissenschaften und Direktor der Forschungsabteilung für interventionelle Radiologie an der Johns Hopkins University School of Medicine erklärt, dass die dabei entstandenen ersten Ergebnisse zeigen, dass BAE Patienten effektiv dabei helfen kann eine erhebliche Menge an Gewicht in kurzer bis mittlerer Zeit zu verlieren. Im Vergleich zu einem chirurgischen Magen-Bypass, ist BAE wesentlich weniger invasiv und hat eine wesentlich kürzere Erholungszeit nach der OP.
Eine BAE zielt auf einen ganz bestimmten Teil des Magens ab: den Fundus. Dieser Magenabschnitt ist dafür bekannt, die überwiegende Mehrheit eines entscheidenden Hungerhormons im menschlichen Körpers zu produzieren – das sogenannte Ghrelin. Eine BAE wird ausschließlich von interventionellen Radiologen durchgeführt. Sie verwenden Bildführung und Katheter, um an die spezifischen Blutgefäße dieses Teils des Magens zu gelangen. Ausgangspunkt ist immer ein kleiner Einschnitt entweder in der Leiste (A. femoralis) oder am Handgelenk (A. radialis). Der Arzt spritzt dort angekommen mikroskopisch kleine Beads in den Blutfluss des Fundus, wodurch ein Teil der körpereigenen Hunger-Signale unterdrückt wird. Als Resultat empfindet der so behandelte Patient einen verminderten Appetit, was letztendlich in einem Gewichtsverlust mündet.
Weiss und sein Team rekrutierten sieben stark übergewichtige aber ansonsten gesunde Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 40 bis 60. Die Probanden lagen damit alle weit über dem Adipositas-Schwellenwert von 30. Die Forscher arbeiteten gemeinsam mit einem multidisziplinären Team bestehend aus Ernährungsspezialisten, Hormonspezialisten, Gastroenterologen und Chirurgen. Alle Studienteilnehmer wurden in der Johns Hopkins Gewicht Management Center behandelt. So konnten sie kritische Lebens- und Ernährungsweisen vor und nach dem Verfahren erlernen und umzusetzen. Nach der Behandlung verfolgten die Wissenschaftler den Gewichtsverlust, die Ghrelin-Spiegel, Hunger- und Sättigungsempfindungen, Quality-of-Life (unter Verwendung von Umfragen), den Blutdruck und unerwünschte Ereignisse bei den Patienten im Abstand von ein-, drei- und sechs Monaten.
Bei diesen ersten sieben Patienten war die bariatrische Embolisation sicher und verlief ohne schwerwiegende unerwünschte Ereignisse. Alle Patienten verzeichneten nach dem Eingriff einen Gewichtsverlust, sowie eine dramatische Verminderung des Hungergefühls. Die Ghrelin-Spiegel im Kreislauf der Probanden nahmen ab und die Quality-of-Life-Scores verbesserten sich.
Im ersten Monat nach BAE verzeichneten die Teilnehmer einen durchschnittlichen Übergewichtsverlust (den prozentualen Verlust der Kilogramm über dem idealen Körpergewicht des Patienten) von 5,9 Prozent. Nach sechs Monaten stieg der Übergewichtsverlust der Teilnehmer auf einen Durchschnitt von 13,3 Prozent an.
Adipositas ist eine sehr weit verbreitete, schädliche und teure Krankheit in den USA und anderswo auf der Welt. Derzeitige Interventionen zur Behandlung dieser Erkrankung umfassen Verhaltensänderungen, Ernährungsumstellungen, körperliche Ertüchtigung, Medikamente und chirurgische Eingriffe. Die Macher der Studie sind zuversichtlich, dass sie mit der neuen Methode schon bald ein weiteres Werkzeug zur Verfügung stellen können, mit dem Gesundheitsdienstleister diese Epidemie weiter eindämmen können. Da die Pilotstudie auf mehr Patienten erweitert werden soll, wird man schon bald in der Lage sein, noch mehr Einblicke in die Wirksamkeit von BAE und die Rolle der interventionellen Radiologie im Kampf gegen Fettleibigkeit zu erlangen.
Weiss betont jedoch, dass sich die Forschung momentan noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Nun, da die Sicherheit des Verfahrens belegt werden konnte, sind weitere klinische Versuche nötig, um die Wirksamkeit und Konstanz der Methode über längere Zeit und anhand größerer Patientenkohorten zu evaluieren.
Text: esanum/ pvd
Foto: kurhan / Shuttestock.com