Immer mehr niedersächsische Krankenhäuser beschäftigen einen sogenannten Patientenfürsprecher. Inzwischen arbeiteten in mehr als 160 der landesweit 182 Einrichtungen Ehrenamtliche, die sich für die Belange der Patienten einsetzen, sagte der Patientenschutzbeauftragte des Landes, Peter Wüst, am Mittwoch in Hannover. Sozialministerin Cornelia Rundt erklärte, Patientenfürsorger könnten Schwachstellen im Krankenhaus aufdecken. Rund die Hälfte der Fürsprecher traf sich zur ersten Fachtagung dieses neuen Segments.
Die Patientenfürsprecher gibt es in Niedersachsen seit Anfang 2016 – wegen einer Änderung des Krankenhausgesetzes. Hauptgrund war die Mordserie des Krankenpflegers Niels H. in mehreren niedersächsischen Krankenhäusern. Niels H. wurde vom Landgericht Oldenburg in sechs Fällen unter anderem wegen Mordes verurteilt. Weitere mögliche Taten werden ihm angelastet. Die Ermittlungen gegen Niels H. sollen Mitte 2017 abgeschlossen sein. Schon jetzt gilt die Mordserie als eine der größten in Deutschland.
Die Patientenfürsprecher diskutierten in Hannover über mögliche Nachbesserungen bei der Ausbildung und bei der konkreten Arbeit sowie über den Sicherheitsaspekt ihrer Aufgaben. Vor allem Sozialministerin Rundt betonte den Sicherheitsaspekt, der bei den Patientenfürsorgern eine Rolle spiele: “Sie haben viele Möglichkeiten, Schwachstellen im Krankenhaus zu entdecken und gegenüber dem Träger Anregungen für Verbesserungen zu geben”, sagte sie. “Als ehrenamtliche und unabhängige Ansprechpersonen sind sie ein wichtiges Bindeglied.”
Doch können Patientenfürsorger die Sicherheit in den Einrichtungen wirklich verbessern? Martin Götz vom Bremer Gesundheitssenat äußerte sich skeptisch: “Sicherheit steht bei deren Arbeit in Bremen nicht im Vordergrund”, sagte er. In der Hansestadt gibt es die Patientenfürsprecher schon länger. Es gehe vor allem um das Wohl und die Wünsche der Patienten. Seine Aussagen ernteten Applaus unter den Anwesenden.
Götz warnte davor, die Patientenfürsorger dafür einzusetzen, dem eigentlichen Pflegepersonal Aufgaben abzunehmen. Der niedersächsische Patientenschutzbeauftragte Wüst merkte an: “Die Patientenfürsorger erhöhen schon allein dadurch die Sicherheit in den Einrichtungen, weil sie sich um die Belange der Patienten kümmern.”
Ein Großteil der Ehrenamtlichen wurde vom Sozialverband umfangreich für die Aufgabe geschult. Sie arbeiten in der Regel zwischen sechs und acht Stunden pro Woche in den Einrichtungen. “Viele von ihnen haben bereits in Krankenhäusern gearbeitet und engagieren sich nun im Ruhestand weiter”, sagte Götz. Die meisten der angereisten Ehrenamtlichen gaben an, eine Aufwandsentschädigung zu erhalten.