Die Schwangerschaftsberatungsstellen in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr rund 28.900 Frauen und Männern mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Das waren rund 1000 mehr als im Jahr zuvor, aber etwa 1000 weniger als in den Jahren 2013 und 2014, wie das Landesverwaltungsamt mitteilte. Landesweit gibt es 40 dieser Beratungsstellen, die sich um Schwangere, aber auch um Menschen mit Kinderwunsch oder finanziellen Problemen oder Konflikten kümmern. Seit 2008 werden sie vom Land mit konstanten Pauschalen finanziert, nun plant das SPD-geführte Sozialministerium erstmals eine Erhöhung.
Ein Entwurf sieht laut dem Ministerium vor, die Höhe der Pauschalen von aktuell 56.800 Euro pro Beratungsstelle mit einer vollzeitbeschäftigen Beraterin auf 65.7200 Euro zu erhöhen. Für die zweite Beratungsfachkraft sollen künftig 51.900 Euro gezahlt werden statt bislang knapp 42 000 Euro, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte.
Die Statistik des Landesverwaltungsamts zeigt, dass sich Frauen und Männer jeden Alters an die Beratungsstellen wenden. So suchten beispielsweise mehr als 200 unter 15-Jährige Rat und Hilfe, darunter 53 Jungs. In ingesamt 39 Fällen ging es um eine Schwangerschaftskonfliktberatung. Die am häufigsten beratene Altersgruppe war die der 25- bis 30-Jährigen. Die hatte einen Anteil von 28 Prozent an allen Hilfesuchenden. In der Altersgruppe 45 plus ließen sich rund 200 Schwangere beraten und rund 500 nicht schwangere sowie knapp 280 Männer.
Das Arbeitsspektrum der Beratungsstellen ist breit. Um sozialrechtliche Informationen ging es in fast allen Beratungen, in mehr als 3400 Fällen ging es um die Familienplanung, in etwas mehr Fällen um das Thema Verhütung. Noch mehr gefragt waren medizinische Aspekte einer Schwangerschaft oder Entbindung - die Statistik weist hier mehr rund 7200 Fälle aus. Eine große Rolle spielten auch allgemeine Fragen zu Partnerschaft und Familie.
Malgorzata Molak, Beraterin und Leiterin der Schwangerschaftsberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Halle-Neustadt, berichtete von steigenden Beratungszahlen - das liege auch an der Zuwanderung. In diesem Jahr etwa habe sie gemeinsam mit einer Kollegin schon mehr als 1200 Beratungen absolviert, hinzu kämen Gruppenveranstaltung zur Prävention etwa an Schulen. Die Beratungen seien in den letzten Jahren aufwendiger geworden. Das liege zum einen an den sozialrechtlichen Vorschriften, zum anderen fragten mehr Migranten nach Beratung. Die Verständigung sei schwieriger. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an den Klienten liege bei einem Drittel, bei den Schwangeren sogar noch darüber.
Die Erhöhung der Pauschalen zur Finanzierung der Beratungsstellen erachtet die Fachfrau als dringend nötig. Die Gehälter seien erhöht worden und auch sonstige Kosten gestiegen. "Der Träger muss einen erheblichen Eigenanteil bringen." Dabei werde versucht, die Kosten zu reduzieren, es gebe etwa weniger Weiterbildungen, ein günstigerer Telefonanbieter sei gewählt worden. "Wir haben seit Jahren an unserer Ausstattung nichts verändert." Dabei müsse es in einer Beratungsstelle auch darum gehen, dass sich die Klienten wohlfühlen.
"Die Arbeit in der Beratungsstelle ist sehr vielfältig", sagte Molak, die seit 2002 als Schwangerschaftsberaterin tätig ist. In nur etwa jedem zehnten Fall gehe es um eine Konfliktberatung, in der Frauen beraten werden, die nicht sicher sind, ob sie ihr Kind behalten wollen oder können. Viele Ratsuchende bräuchten finanzielle Unterstützung. Die Beraterinnen seien dann mit Anträgen bei Stiftungen behilflich. Aber auch komplizierte Elterngeldanträge würden ausgefüllt. Männer kämen oft mit, selten kämen sie mit eigenen Anliegen. Molak stellt aber fest, dass Männer ähnlich interessiert seien an Schwangerschaftsfragen wie Frauen.
Stärker thematisiert würden in letzter Zeit vorgeburtliche Untersuchungen, die mögliche Behinderungen des Ungeborenen feststellen können. Die Paare wollten dann wissen, was es bedeute, wenn ein Kind möglicherweise behindert sei. Aber auch Kinderwunschbehandlungen seien immer wieder Thema.