Plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand ist eine der häufigen Todesursachen. Bei schneller Hilfe können Betroffene gerettet werden. Schon in der Schule sollte Wiederbelebung Thema sein, sagen Experten.
Für mehr Hilfe bei einem lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Stillstand fordern Mediziner regelmäßige Kurse zur Wiederbelebung an Deutschlands Schulen. Wiederbelebung müsse fester Bestandteil des Lehrplans werden, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC), Bernd Böttiger, in Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. Jeder könne im Notfall Leben retten. Es gebe jedoch eine große und weit verbreitete Hemmschwelle. Durch Information und Training im Schulunterricht könne diese schon früh abgebaut werden. In Freiburg begann am Donnerstag ein dreitägiger, internationaler Medizinerkongress zur Lebensrettung durch Laien.
An der bis Samstag dauernden Fachtagung in Freiburg nehmen laut Veranstalter mehr als 1000 Experten aus 57 Ländern teil. Sie ist demnach der größte Kongress zum Thema Wiederbelebung der Welt.
"Im internationalen Vergleich ist Deutschland in Sachen Wiederbelebung ein Entwicklungsland", sagte Böttiger, Professor und Klinikdirektor am Universitätsklinikum Köln. Lebensrettung, vor allem mit der einfach auch von Laien zu praktizierenden Herzdruckmassage, müsse den Menschen näher gebracht werden.
"Wir fordern zwei Schulstunden Wiederbelebung pro Jahr von der siebten Klasse an", sagte der Mediziner. Eine solche regelmäßige Schülerausbildung werde seit 2014 von der deutschlandweiten Kultusministerkonferenz sowie seit 2015 auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. Doch bundesweit realisiert worden sei sie bislang nicht.
Erste Versuche gebe es unter anderem in Baden-Württemberg, Sachsen, in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Diese seien erfolgreich verlaufen. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Ausbildung fordert solchen Schulunterricht, sagte eine Sprecherin.
"Wenn Laien sofort mit Herzdruckmassage beginnen würden, könnten in Deutschland jedes Jahr 10.000 Menschen zusätzlich überleben", sagte Böttiger weiter. Die ersten drei Minuten seien entscheidend. In dieser Zeit müssten Laien helfen, da der Notarzt laut Statistik im Schnitt erst nach acht Minuten am Einsatzort sei.
Neben regelmäßigem Laien-Training müsse bundesweit die so genannte Telefon-Reanimation ausgeweitet werden, fordert der Verband. Die Rettungsleitstelle erklärt darin dem Laien, der den Notruf gewählt hat, wie die Herzdruckmassage gemacht wird. "In anderen Ländern ist dies weit verbreitet. Bei uns in Deutschland machen das weniger als 30 Prozent der insgesamt 280 Leitstellen", kritisierte Böttiger.