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Marburger Bund und KBV lehnen massenhafte Klinikschließungen ab

Ärztegewerkschaft und Kassenärztliche Bundesvereinigung befürchten Unterversorgung und Ende der freien Krankenhauswahl. Die Empfehlungen einer Gruppe von Wissenschaftlern der Nationalen Akademie der Wissenschaften zur Schließung eines Großteils der Krankenhäuser in Deutschland stößt auf Widerstand bei Akteuren des Gesundheitssystems.

Ärztegewerkschaft und Kassenärztliche Bundesvereinigung befürchten Unterversorgung und Ende der freien Krankenhauswahl.

Die Empfehlungen einer Gruppe von Wissenschaftlern der Nationalen Akademie der Wissenschaften zur Schließung eines Großteils der Krankenhäuser in Deutschland stößt auf Widerstand bei Akteuren des Gesundheitssystems. Sowohl die Ärztegewerkschaft Marburger Bund als auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV lehnen die Pläne ab, die nach dänischen Vorbild vor allem aus wirtschaftlichen Gründen für eine massive Reduzierung der derzeit rund 1.670 Krankenhäuser in Deutschland auf 330 Zentralkliniken plädieren.

Der Marburger Bund warnt vor einer massenhaften Schließung von Krankenhäusern. “In keinem anderen Versorgungsbereich hat es in den vergangenen Jahren mehr Rationalisierung und staatlich verfügten Kapazitätsabbau gegeben als im Krankenhaussektor”, erklärte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, am Donnerstag in Berlin anlässlich der Hauptversammlung seines Berufsverbandes in den kommenden beiden Tagen.

Henke erläuterte weiter, in den vergangenen 20 Jahren seien rund 110.000 Krankenhausbetten abgebaut worden. Gleichzeitig sei die Zahl der stationär behandelten Patienten von rund 16 Millionen auf 19,2 Millionen gestiegen. Wer dann immer noch Hunderte von Krankenhäusern für überflüssig erkläre, rede letztlich einer Unterversorgung das Wort. Mit der freien Krankenhauswahl wäre es dann rasch vorbei, warnte Henke.

Für Henke sei der Staat verpflichtet, eine gleichmäßige und für alle Menschen gut erreichbare stationäre Versorgung sicherzustellen. Krankenhäuser seien keine Profitcenter. Sie müssten vielmehr eine gleichermaßen wirtschaftliche wie bedarfsgerechte Versorgung organisieren. Die Umsetzung der Vorschläge aus der Leopoldina würde neben der Schließung von 1.670 Häusern ein Investitionsvolumen von 80 Milliarden Euro erfordern.

KBV: “Schritte zu radikal”

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisiert die Empfehlung von massiven Klinikschließungen. “Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsame Wege finden, die Versorgung zu optimieren und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen”, erklärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender KBV. “Die Vorschläge der Akademie sind aus meiner Sicht zu radikal. Ich glaube auch, dass der Vergleich mit einem Land wie Dänemark nur schwer möglich ist, wie es die Wissenschaftler getan haben. Denn dort gibt es keine freie Wahl des Arztes oder Krankenhauses, wie das die Patienten in Deutschland kennen.”