Um Lupus-Patienten künftig noch schneller mit passenden Therapien helfen zu können, hat ein internationales Projektteam unter Leitung deutscher Rheuma-Experten neue Klassifikationskriterien für den SLE entwickelt und heute beim internationalen Jahreskongress der European League Against Rheumatism (EULAR) in Amsterdam vorgestellt.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) begrüßt den Vorstoß ausdrücklich: Eine frühe Diagnose und Behandlung stelle die bestmögliche medizinische Versorgung der SLE-Patienten sicher und bringe zudem Forschung und ärztliche Ausbildung in dem Bereich weiter voran, so die Experten der DGRh.
Die Vielfalt der möglichen Krankheitserscheinungen des SLE macht es für Ärzte schwer, Patientinnen und Patienten sicher und zügig zu erkennen. "Die bisherigen Klassifikationskriterien für den SLE waren bereits gut, hatten aber in der Empfindlichkeit und Genauigkeit Schwächen", sagt Professor Dr. med. Martin Aringer, Leiter der Rheumatologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden. Am Anfang jeder Behandlung steht eine ausführliche Untersuchung durch den behandelnden Arzt. Besteht der Verdacht, können Tests bestätigen, ob tatsächlich ein SLE vorliegt.
Drei entscheidende Änderungen der Klassifikationskriterien erleichtern es künftig, den SLE sicher zu erkennen. An erster Stelle steht nun ein Autoantikörpertest auf sogenannte anti-nukleäre Antikörper (ANA). Fast alle SLE-Patienten haben positive ANA – allerdings trifft das auch auf viele andere Menschen zu. Darüber, ob es sich tatsächlich um SLE handelt, entscheiden weitere Kriterien, die nun neu gewichtet wurden: Eine über eine Gewebeprobe der Niere festgestellte Nierenentzündung wiegt nun schwerer als ein nicht erklärtes Fieber. Und zuletzt: Kriterien dürfen nur gezählt werden, wenn es dafür keine bessere Erklärung gibt als den SLE. "Diese Verbesserungen entsprechen dem, was Experten schon viele Jahre intuitiv gemacht haben. Die neuen Klassifikationskriterien erhöhen die Sicherheit, dass eine Patientin wirklich an einem SLE leidet", sagt Aringer, der die Projektgruppe gemeinsam mit Sindhu Johnson, einer Forscherin aus Kanada, geleitet hat.
Beim SLE produziert das Immunsystem fehlerhafte Antikörper gegen körpereigene Bestandteile, sogenannte Autoantikörper. Antikörper schützen den gesunden Körper etwa bei Infektionen oder nach Impfungen gegen erneute Erkrankungen. Autoantikörper greifen hingegen den eigenen Körper, seine Organe und Gewebe an, indem sie Zellen zerstören und Entzündungen hervorrufen. Symptome des SLE können von Gelenkschmerzen und Fieber über Hautausschläge und Gelenkentzündungen bis zu schweren, lebensbedrohlichen Entzündungen in Niere oder Gehirn reichen. In jedem einzelnen Krankheitsfall können die Symptome in verschiedenen Kombinationen vorkommen und unterschiedlich ausgeprägt sein. "Gerade mit Blick auf die schwerwiegenden, mitunter lebensbedrohlichen Folgen des SLE ist es entscheidend, die Klassifikationskriterien weiter zu verfeinern", sagt DGRh-Experte Professor Dr. med. Thomas Dörner von der Charité, der als zweiter deutscher Rheumatologe zur Projektgruppe gehörte. Dies sei wichtig für die weitere Erforschung des SLE und erleichtere zudem die Ausbildung von Medizinstudenten und Ärzten in dem Bereich.
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Quelle: DGRh