Der medizinische Stammzelltourismus und unseriöse Stammzellbehandlungen entwickeln sich mit Fokussierung auf Patienten mit Lungenkrankheiten stetig weiter. Laut Forschern der Boston University School of Medicine (BUSM) gibt es weltweit eine steigende Zahl von Kliniken, die teure Stammzell-basierte Therapien anbieten, die ineffektiv sind oder keinen nachweisbaren Vorteil bieten.
In einem Leitartikel, der online im Magazin Annals of the American Thoracic Society erschienen ist, erklärte Laertis Ikonomou, Professor für Molekulare und Translationale Medizin an der BUSM: “Erstaunlicherweise agiert eine steigende Anzahl dieser Kliniken inzwischen in den USA. Es ist unabdingbar, dass wissenschaftliche und medizinische Gesellschaften ebenso wie Verbände für Lungenerkrankungen und Intensivpflege sich laut und deutlich gegen den Stammzelltourismus aussprechen.”
Laut Ikonomou, führendes Mitglied der sogenannten American Thoracic Society’s Stem Cell Working Group, kann die Wahrnehmung Stammzell-basierter Therapien bei Experten und der allgemeinen Öffentlichkeit, einschließlich Patienten, extrem auseinanderweichen. Während Experten Therapien anhand wissenschaftlich bestätigter Sicherheitskriterien und Wirksamkeit beurteilen, werden viele Patienten von Hoffnung und ihrer verzweifelten Suche nach Heilung geleitet.
Ikonomou und seine Kollegen sagen, dass diese verzerrte Sichtweise durch verschiedene Faktoren befeuert wird, darunter aggressives Marketing und skrupelloses Bewerben zweifelhafter Stammzelltherapien, unkritische und übermäßig positive Darstellung von Stammzellanwendungen über die Medien, das Propagieren streng selektionierter Patientenempfehlungen, die von keiner unabhängigen Instanz überprüft worden sind und Vorteile versprechen, sowie die Verdrossenheit von Experten, sich aus Angst vor Rechtsstreitigkeiten und politischen Gegenschlägen gegen den medizinischen Stammzelltourismus auszusprechen.
“Das Problem des medizinischen Stammzelltourismus im Sinne zweifelhafter und unkontrollierter Therapien kann am effektivsten durch internationale Kollaborationen angegangen werden, sowie durch aktives Engagement und Aufklärung aller beteiligten Parteien – darunter Patienten, Ärzte und Wissenschaftler”, erklärte Ikonomou. “Der Trend bezüglich dieses globalen Gesundheitsproblems kann umgekehrt werden, indem rigoros eine Strategie umgesetzt wird, die verschiedene Handlungsansätze in sich vereint, wie die kontinuierliche Aufklärung der Öffentlichkeit, das Suchen nach effektiven Kontrollmechanismen und intensive Forschung auf dem Gebiet der rehabilitativen Pneumologie.”