Ein Expertengremium untersucht regelmäßig die Qualität der psychiatrischen Versorgung im Land. Noch immer sehen die Fachleute Schwächen. Besonders in der Kinderpsychiatrie sei der Bedarf groß.
Die psychiatrische Versorgung in Sachsen-Anhalt hat aus Sicht von Experten noch immer Lücken. Es gebe nach wie vor weiße Flecken im Land, sagte der langjährige Vorsitzende des Psychiatrieausschusses, Bernd Langer, am Mittwoch in Magdeburg. So gebe es etwa im Landkreis Anhalt-Bitterfeld derzeit keine stationären Behandlungsangebote. Dabei seien solche Einrichtungen für die psychiatrische Versorgung im Land enorm wichtig.
Lange stellte den jährlichen Bericht des vom Land eingesetzten Experten-Gremiums gemeinsam mit seinem Nachfolger Hans-Henning Flechtner vor. Flechtner, der seit wenigen Monaten den Ausschuss leitet, verwies vor allem auf zunehmenden Bedarf in der Kinderpsychiatrie.
Nötig sei etwa ein besserer Schulunterricht. Wenn Kinder über mehrere Wochen und Monate zur Behandlung in einer Klinik seien, müsse dort entsprechender Unterricht stattfinden. "Ein paar Ersatzstunden reichen nicht", sagte Flechtner. Nötig sei richtiger Unterricht durch speziell ausgebildete Lehrer, die mit der besonderen Situation der Kinder umzugehen wissen. Zudem brauche es entsprechende Klassenräume in den Kliniken und Unterrichtsmaterialien.
Wichtig sei zudem, Förderbedarf bei Kindern früher zu erkennen. Bereits in der ersten Klasse lasse sich erkennen, ob ein Kind Probleme etwa durch eine Lese- oder Rechtschreibschwäche habe. Derzeit werde aber zunächst eine dreijährige Schuleingangsphase abgewartet."«Es verstreicht zu viel Zeit, wir können deutlich früher eingreifen", sagte Flechtner.
Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch sprach sich für einen runden Tisch zur Kinderpsychiatrie aus. Es sei nötig, alle Beteiligten zusammenzubringen - etwa Vertreter aus dem Bildungs- und Sozialministerium, der Jugendhilfe und den Kliniken. Flechtner forderte: "Die Abstimmung untereinander muss besser werden."