Erkrankungen an Leberkrebs nehmen zu. Massimo Giuseppe Colombo, Universität von Mailand, stellte bei der 25. CROI am 7. März 2018 in Boston epidemiologische Daten und therapeutische Möglichkeiten vor.
Nach den Ergebnissen der Global Burden of Disease Study waren im Jahr 2015 weltweit 854.000 Menschen an Leberkrebs erkrankt. 810.000 mit Leberkrebs assoziierte Todesfälle trugen weltweit zu mehr als 20 Mio. Disability-adjusted life years (DALY) bei. Jeder 4. krebsbedingte Todesfall war auf ein Leberkarzinom zurück zu führen. Die Zahl an Leberkrebserkrankungen nahm von 1990 bis 2015 um 75 % zu, wovon 47 % mit der geänderten Altersstruktur der Bevölkerung, 35 % mit der Zunahme der Bevölkerung und -8% mit der Änderung altersspezifischer Inzidenzraten erklärt werden können. Eine Infektion mit Hepatitis-B-Virus (HBV) war für 33 %, Alkohol für 30 %, Hepatitis-C-Virus (HCV) für 21 % und andere Ursachen für 16 % der Todesfälle verantwortlich. "Die einzige Möglichkeit, die Häufigkeit an Leberkrebs zu senken, ist die Prävention", so Colombo.
Ein Screening mit Ultraschalluntersuchung alle 6 Monate ist nur bei Personen mit erhöhtem Risiko sinnvoll und kosteneffektiv, z. B. Patienten mit Leberzirrhose, mit chronischer HBV und nicht-alkoholischer Fettleber. Auch Patienten mit HIV- und HCV-Infektion sollten regelmäßig mit Ultraschall untersucht werden.
Weil die Zahl der Organspender sinkt, müssen alternative Optionen überlegt werden. Die Therapie des Leberzellkarzinoms orientiert sich nach den Empfehlungen der EASL vor allem am Barcelona Clinic Liver Cancer Staging System (BCLC). Im sehr frühen und im frühen Stadium können Patienten Kandidaten für eine Transplantation sein. Auch mit Ablation und Resektion werden gute Ergebnisse erzielt. Eine Resektion ist die beste Option bei nichtzirrhotischen Patienten, die besten Ergebnisse werden bei solitärem Karzinom erzielt. Die Überlebensrate nach 5 Jahren liegt bei mehr als 70 %. In 50 bis 70 % ist es jedoch nach 5 Jahren zum Rezidiv gekommen. Leider verbessern neoadjuvante und adjuvante Therapien das Überleben nach Resektion und Ablation nicht.
Die meisten Patienten leiden jedoch unter Tumoren im fortgeschrittenen Stadium. Nach dem Sequenzkonzept kann nach Resektion/Transplantation oder Ablation bei begrenzter Tumorerkrankung im nächsten Stadium mit Begrenzung der Erkrankung auf die Leber die Chemoembolisation eingesetzt werden. Fortgeschrittene Tumoren werden First-Line mit Sorafenib oder Lenvantinib und in der zweiten Linie mit Regorafenib oder Cabozantinib behandelt. Nivolumab ist ebenfalls für die Zweitlinientherapie zugelassen. Aufgrund der Studienergebnisse könnten Immuntherapeutika nach Aussage von Colombo die Zukunft in der HCC-Therapie gehören.
Bei Patienten mit Hepatitis C wird die Sterblichkeit durch eine Behandlung mit direkt wirkenden Virostatika (DAA) verringert. Bei fortgeschrittener HCV sinkt die Sterblichkeit bei anhaltendem virologischem Ansprechen (SVR) signifikant von 12,5 auf 2,4 pro 100 Patienten pro Jahr. Die Rate an Leberkarzinomen nimmt von 9,7 auf 2,4 pro 100 Patienten pro Jahr ebenfalls signifikant ab. Sterblichkeit und Rate an Leberkarzinomen sinken auch bei Patienten mit nicht fortgeschrittener HCV-Infektion bei anhaltendem virologischem Ansprechen auf eine antivirale Behandlung signifikant.
Spanische Befunde weisen darauf hin, dass eine DAA das Rezidivrisiko bei einem Leberkarzinom erhöht, dies wurde mittlerweile durch drei weitere Studien bestätigt. Andererseits gibt es eine sehr lange Liste von Studien, die keine Assoziation zwischen DAA und erhöhtem Rezidivrisiko für ein Leberkarzinom fanden. Allerdings war in vielen prospektiven Studien das Leberzellkarzinom kein primärer Endpunkt. Die Rezidivraten wurden retrospektiv aus den Daten analysiert. Aus der Literatur ergibt sich nach Aussage von Colombo derzeit Folgendes:
Quelle:
Colombo, M. The rising challenge of liver cancer. 25. CROI, Boston, 7. März 2018, Abstract 165. http://www.croiconference.org/sessions/rising-challenge-liver-cancer