Patienten mit Lebererkrankungen benötigen mit Fortschreiten der Erkrankungen häufig ein Spenderorgan. Da nicht genügend Spenderlebern von Verstorbenen zur Verfügung stehen, sterben immer wieder Patienten der Warteliste. Eine Alternative bietet die Lebendorganspende, bei der ein Teil der Leber eines gesunden Menschen transplantiert wird. Welche Faktoren das Komplikationsrisiko für die Spender reduzieren, untersuchten Chirurgen der University of Toronto, wo viele derartige Operationen durchgeführt werden. Ihre Erfahrung aus 17 Jahren Lebendleberspende publizieren sie aktuell in der Fachzeitschrift „Seminars in Liver Disease“ (Thieme Publishers, New York. 2018).
Die Leber erfüllt diverse zentrale Stoffwechselfunktionen. Kann sie ihre Aufgaben aufgrund einer Erkrankung nicht mehr wahrnehmen, ist oft eine Lebertransplantation die einzige Option um das Leben des Patienten zu retten. Eine Alternative zu Spenderlebern Verstorbener ist die Lebendorganspende: Ein Teil der Leber eines gesunden Menschen wird dem Patienten übertragen. Da sich die Leber regenerieren – wieder nachwachsen – kann, ist dies für den Spender theoretisch ohne langfristige Nachteile. Es handelt sich bei der sogenannten Leberresektion aber um eine größere Operation und die Sicherheit des Spenders steht im Vordergrund.
Das Experten-Team rund um Dr. Gonzalo Sapisochin an der University of Toronto konzentriert sich auf die Entnahme des rechten Leberlappens. Durch die wiederholten Abläufe wächst die Routine der Operateure. Dieses Vorgehen erlaubt auch eine Vergleichbarkeit der gewonnenen Daten. In den Jahren 2000 bis 2017 entnahm das multidisziplinäre Team bei 587 Patienten den rechten Leberlappen eines gesunden Spenders. Postoperativ gab es bei 24 Prozent der Spender Komplikationen. Schwerwiegende Komplikationen traten bei weniger als zehn Prozent der Patienten ein. Keiner der Spender erlitt Langzeitfolgen und niemand verstarb. Von 2009 bis 2017 behandelten die Ärzte weniger Komplikationen als in der frühen Phase von 2000 bis 2008.
Wie die Ergebnisse der Experten zeigen, reduziert sich das Risiko für die Spender mit der zunehmenden Erfahrung des multidisziplinären Teams: Je mehr Lebertransplantationen durchgeführt werden, desto geringer ist das Risiko. Mit jedem zusätzlichen Fall in dem Jahr vor der Operation, traten drei Prozent weniger postoperative Komplikationen auf. Gonzalo Sapisochin von der Multi-Organ Transplant Unit der University of Toronto plädiert deshalb dafür, Lebertransplantationen nur in Zentren mit hohen Fallzahlen und erfahrenem Personal durchzuführen. Er schließt sich der Empfehlung vorangegangener Studien an: mindestens 20 bis 25 Fälle sollten pro Jahr in einem Zentrum operiert werden. Unter diesen Voraussetzungen – erfahrene Chirurgen, hohe Fallzahlen – ist eine Lebendleberspende ein sicheres Verfahren.