Forscher der Yale University haben im Rahmen einer neuen Studie ein Hormon untersucht, welches von spezialisierten Zellen des Thymus gebildet wird und die Lebensdauer von Mäusen um bis zu 40% verlängern konnte. Darüber hinaus fand die Arbeitsgruppe heraus, dass erhöhte Spiegel dieses Hormons, FGF21 genannt, vor dem Leistungsabbau des Immunsystems schützt, welcher mit dem Alter auftritt.
Die Erkenntnisse der Studie wurden am 11. Januar in Proceedings of the National Academy of Sciences online veröffentlicht. Möglicherweise könnten sie zukünftig Auswirkungen auf die therapeutische Verbesserung der Immunfunktion bei älteren Menschen haben. Auch Fettleibigkeit und Krankheiten wie Krebs und Diabetes Mellitus Typ-2 könnten mit dem neuen Wissen besser behandelt werden können.
Wenn der Thymus im Menschen regelrecht funktioniert, so besteht seine Aufgabe darin, neue T-Zellen für unser Immunsystem zu produzieren. Wenn Menschen jedoch älter werden, verschlechtert sich die Leistungsfähigkeit dieses Organs: es verfettet immer mehr und verliert letztendlich die Fähigkeit, T-Zellen herzustellen. Dieser Verlust von T-Zellen ist ein Grund dafür, warum ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für Infektionen oder Krebserkrankungen haben.
Unter der Leitung von Vishwa Deep Dixit, einem Professor für vergleichende Medizin und Immunbiologie an der Yale School of Medicine, studierte die Forschungsgruppe transgene Mäuse mit erhöhten FGF21-Spiegeln. Auch stellen sie einen Knock-Out für das entsprechende Gen her, um zu untersuchen, wie sich verringerte Level von FGF21 auf den Organismus auswirken. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass erhöhte Spiegel von FGF21 bei älteren Mäusen vor der altersbedingten Degeneration durch Verfettung schützen. Darüber hinaus wurde durchleuchtet, wie die Fähigkeit des Thymus, neue T-Zellen zu bilden, optimiert werden kann. Ein Mangel an FGF21 beschleunigte hingegen den Verfall des Thymus im Vergleich zu Tieren mit normaler Hormonproduktion.
Dixit erklärt, dass FGF21-Spiegel in Epithelzellen des Thymus etwa sieben Mal höher als in der Leber sind. Dies legt nahe, dass FGF21 als ein Stimulator der T-Zell Produktion innerhalb des Thymus fungiert. Eine von außen herbeigeführte Erhöhung der FGF21-Konzentration im Körper, könnte eine neuartige Strategie darstellen, um bei älteren Menschen, Krebspatienten oder auch bei Menschen mit Knochenmarkstransplantation die T-Zell-Produktion zu steigern und somit das Immunsystem zu stärken. Dies könnte letztendlich mit einer gesteigerten Lebenserwartung einhergehen.
Dixit fügt hinzu, dass FGF21 auch in der Leber als ein endokrines Hormon produziert wird. Es wird immer dann vermehrt ausgeschüttet, wenn dem Körper Kalorien nur noch beschränkt zur Verfügung stehen. FGF21 induziert dann die Verbrennung von Fetten, damit der Blutzuckerspiegel möglichst konstant gehalten werden kann. FGF21 ist somit auch ein metabolisches Hormon, welches die Insulinempfindlichkeit verbessert und einen Gewichtsverlust induziert. Daher wird es auch auf seine therapeutische Wirkung bei Typ-2-Diabetes und Adipositas untersucht.
Dixit gibt an, dass sie zukünftig auch untersuchen werden, in wie weit es mit FGF21 möglich ist, dem Körper eine Kalorienknappheit vorzutäuschen, um die Immunfunktion des Individuums zu verbessern ohne dabei die tatsächliche Kalorienzufuhr zu verringern.
Text: esanum/ pvd