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Krieg in der Ukraine: Ärzte und Psychotherapeuten mahnen zur Solidarität

Proteste gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Europa muss eine Flüchtlingswelle bewältigen. Deutsche Ärzte und Psychotherapeuten sichern Kollegen und Bevölkerung der Ukraine ihre Solidarität zu.

Die wichtigsten Ereignisse des Wochenendes im Überblick

Dringend nötige humanitäre Hilfe für Ukraine

Millionen Menschen in Europa haben am 27.02. in allen Ländern des freien Europa gegen den von Russland in der Ukraine geführten Krieg protestiert. Allein in Berlin demonstrierten nach Angaben der Polizei weit mehr als 100.000 Menschen vor der russischen Botschaft Unter den Linden, am Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni. Ärzte und Psychotherapeuten versicherten ihren ukrainischen Kollegen und der Bevölkerung des überfallenen Landes ihre Solidarität.

"Wir Ärztinnen und Ärzte haben, zuletzt auch in der Pandemie, über Grenzen hinweg gemeinsam Patienten aus ganz Europa versorgt. Deshalb stehen wir in diesen Tagen ganz besonders auch an der Seite unserer Kolleginnen und Kollegen, die nun in der Ukraine unter schwierigsten Bedingungen die Versorgung der Menschen zu bewältigen haben. Gerade wir als Ärzte wissen sehr genau, wie verletzlich Leben ist und wie  zerstörerisch Kriegsaktivitäten auch für die Seele der Betroffenen sein können."

Dr. Klaus Reinhard, Vorsitzender des Hartmannbundes

Deutschland müsse sich darauf einrichten, medizinische und humanitäre Hilfe für Kriegsverletzte und Flüchtlinge zu leisten, forderte der Vorsitzende des Spitzenverbandes der Fachärzte und des NAV Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich. Der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen für die Gesundheit der betroffenen Menschen werde die Corona-Pandemie relativieren.

Psychotherapeuten rechnen mit 5 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine

"Mit Entsetzen" verfolge die Bundespsychotherapeutenkammer den Einmarsch des russischen Militärs in die Ukraine. Neben Sanktionen sei es notwendig, sich auch auf die humanitäre Hilfe für Millionen Flüchtlinge vorzubereiten. Nach Angaben des UNHCR sind allein in den ersten drei Kriegstagen etwa 370.000 Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflohen, überwiegend Frauen und Kinder, die meisten davon nach Polen. Diese Länder werden mit der Versorgung der Flüchtlinge nach Auffassung der Kammer überfordert sein. Deutschland sollte seine EU-Nachbarn unterstützen und ukrainische Flüchtlinge  aufnehmen. Die Türen in Deutschland, so versicherte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, stünden "weit offen".  

Die Bundespsychotherapeutenkammer nennt unter Berufung auf Schätzungen der USA eine Zahl von fünf Millionen zu erwartenden Menschen, die aus dem Kriegsgebiet flüchten könnten.

Scharf hat die IPPNW den Einmarsch Russlands in die Ukraine kritisiert:

"Russische Truppen haben die Integrität und Sicherheit der Ukraine verletzt. Damit heizt Russland den Konflikt massiv an, kündigt das Minsker Friedensabkommen und bricht Völkerrecht." 

Die Folge könne eine humanitäre Katastrophe sein, in Europa könne sich der Krieg ausbreiten oder nuklear eskalieren. Am 27.02. hatte der russische Präsident Putin die gesamten Abschreckungswaffen einschließlich der Atomwaffen seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Vor diesem Hintergrund rief der Vorsitzende der IPPNW, Dr. Lars Pohlmeier, zur Deeskalation und zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. 

Medizinische Versorgung muss weiter gesichert sein

Unterdessen mahnte der Vorsitzende des Bundesverbandes Medizintechnologie, Dr. Marc-Pierre Möll, zur Besonnenheit bei der Verhängung von Sanktionen gegen Russland.

"Es ist wichtig, dass alle Beteiligten im Blick behalten, dass Sanktionen die sichere Lieferung und Versorgung mit medizinischen Technologien, Komponenten und Rohstoffen sowie mit Ersatzteilen für die Wartung nicht beeinträchtigen, wo immer diese benötigt werden." 

Man werde eng mit der Bundesregierung und mit der EU zusammenarbeiten, damit die medizinische Versorgung von Menschen in allen Teilen der Welt möglich bleibt. 

Inzwischen sind erste Hilfsaktionen angelaufen. So hat die Bundesregierung den Beitrag Deutschlands zum Humanitären Hilfsfonds des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR  für die Ukraine um fünf Millionen Euro aufgestockt. Weitere zehn Millionen Euro zusätzlich werden dem Internationalen Komitee (IKRK) vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Das IKRK ist in der Ukraine vor Ort und in den Nachbarstaaten aktiv. Die gesamte humanitäre Hilfe der Bundesregierung für die Ukraine soll um zunächst 48 Millionen Euro erhöht werden. 

Auch Hilfsorganisationen wie die Aktion Medeor aus Tönisvorst haben am 26.02. einen Transport  mit medizinischen Hilfsmitteln insbesondere zur Versorgung von Verletzten gestartet. Medeor war von medizinischen Einrichtungen der Ukraine um Hilfe gebeten worden. Mit Partnern vor Ort arbeitet auch der in Kaufbeuren beheimatete Verein humedica zusammen. Dessen Geschäftsführer Johannes Peter rechnet mit Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Medizinprodukten nicht nur in der Ukraine, sondern auch Anrainerstaaten, die gegenwärtig Flüchtlinge aufnehmen. Hilfsgütertransporte seien in Vorbereitung. Dazu sei man in ständigem Kontakt mit den Partnern vor Ort, so Peter.