Krebs ist längst zu einer Volkskrankheit geworden, an der jährlich rund 480.000 Menschen in Deutschland neu erkranken. Kaum eine andere Krankheit ist dermaßen komplex und bei vielen Tumorarten trotz vielfältiger Therapiemöglichkeiten nach wie vor mit einer wenig positiven Überlebensrate und geringen Überlebensdauer verbunden. Entsprechend sinnvoll ist eine umfangreiche Prävention, die einen der Schwerpunkte des Deutschen Krebskongresses 2016 in Berlin bildet. Ein anderer ist die personalisierte Medizin – also die individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie.
Als roter Faden durch das wissenschaftliche Programm des DKK zieht sich das Konzept der sogenannten P4-Medizin des US-Biomediziners Leroy Hood. Er beschreibt eine moderne Medizin, deren Kerngedanke eben genau jene Vorbeugung ist, mittels fortschrittlicher Methoden präzise Diagnosen zu stellen und innovative, individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien zu entwickeln. Der Patient selbst soll Teil des Behandlungsteams sein und aktiv an seiner Genesung mitwirken, beispielsweise bei wichtigen Therapieentscheidungen. “Dafür stehen die vier P: präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ“, so die Kongresspräsidentin Professor Dr. Angelika Eggert im Rahmen der Auftaktpressekonferenz. “Wir haben dieses Motto gewählt, weil uns die P4-Medizin die große Chance bietet, uns im Sinne des Patienten von einer eher reaktiven zu einer proaktiven und individualisierten Medizin hin zu bewegen.” Die Entwicklung und Anwendung solch einer personalisierten Medizin wäre der Anfang eines grundlegenden Wandels in der Versorgung krebskranker Menschen.
Der DKK 2016 wird gemeinsam von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe ausgerichtet. Für Dr. Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe und ehemaliger Intendant des Westdeutschen Rundfunks, ist es wichtig, bei allen Diskussionen zu den verschiedenen Themenkomplexen des Kongresses immer die Patientenbelange im Blick zu haben. Dabei dürfe auch der zwischenmenschliche Aspekt der Krebsmedizin nicht vernachlässigt werden. “Der Krebspatient von heute möchte als aktiver, gleichberechtigter Partner angesprochen werden. Die traditionell geprägte Arzt-Patient-Beziehung ist ein Auslaufmodell – der paternalistisch handelnde Arzt hält den heutigen Herausforderungen nicht mehr stand. Die Patienten wollen aktiv zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufes beitragen und mitentscheiden.”
Der Deutsche Krebskongress zeichnet sich durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität aus: Von der onkologischen Chirurgie, der Radioonkologie und der medizinischen Onkologie bis hin zur Palliativmedizin und Pflege sind nahezu alle Fachrichtungen vertreten, die bei der Versorgung von Krebspatienten zusammenwirken. Neu ist dieses Mal der Schwerpunkt “Translationale Onkologie”, der sich mit zahlreichen Sitzungen über alle vier Kongresstage erstreckt.
Weitere thematische Schwerpunkte sind die Supportiv-, Palliativ- und Komplementärmedizin sowie Konzepte für die Betreuung älterer Krebspatienten und Langzeitüberlebender; dazu kommen Plenarsitzungen zur Diagnostik und Therapie verschiedener Krebsarten. Interaktive Tumorkonferenzen und Sitzungen zu aktuellen Leitlinien bieten die Chance, moderne Strategien der Krebsmedizin praxisnah, fächerübergreifend und aus der Sicht der Ärzte in Kliniken und Praxen zu diskutieren. Auch die Immunonkologie wird in verschiedenen Symposien diskutiert.
Der Tag der Jungen Medizin auf dem Kongress wendet sich speziell an den wissenschaftlichen Nachwuchs und stellt das onkologische Berufsfeld detailliert vor. In den gesundheitspolitischen Sitzungen geht es unter anderem um die Fortschritte und Aufgaben im Nationalen Krebsplan, beim Aufbau klinischer Krebsregister oder bei der Finanzierung der personalisierten Medizin.
Das Programm für den DKK 2016 kann auf der Webseite www.dkk2016.de abgerufen werden.