Die Warnung ist herausgegeben und die Bewohner im Süden Floridas nehmen sie ernst. Nachdem sich dutzende Menschen in einem Bezirk von Miami mit dem Zika-Virus infiziert haben, gab das “Center for Disease Control and Prevention” nun eine offizielle Warnung für Besucher und Einheimische heraus. Unterdessen stellte ein Forscherteam der “University of Miami” eine neue Studie vor, die zeigt, wie Besucherströme durch populäre Orte, wie dem betroffenen Teilen Miamis, die Schwere und Dauer eines solchen Ausbruchs beeinflusst.
Die Studie mit dem Titel “Anomalous contagion and renormalization in networks with nodal mobility”, wurde kürzlich in der Zeitschrift Europhysics Letters veröffentlicht.
Neil Johnson, ein Physiker am UM College of Arts and Sciences, sagt, dass die Arbeit einen neuen und wichtigen Beitrag zum Verständnis für das Zusammenspiel zwischen dem Strom von Menschen durch vielbesuchte Orte und der Ausbreitung von Infektionskrankheiten leisten könne. Und obwohl das unmittelbare Thema der Studie der aktuelle Ausbruch des Zika-Virus in Miami ist, fügt Johnson hinzu, dass ihre Ergebnisse gleichermaßen für die Verbreitung von manchen Diskussionen auf Social Media Plattformen gelten, die schon mancherorts Straßenproteste ausgelöst haben.
Pedro Manrique, Erstautor der Studie, erklärt: “Unsere Forschung zeigt, dass die Länge der Zeit, die die Besucher an einem bestimmten Ort verweilen, einen sehr eingängigen Effekt auf die Anzahl der Infektionen haben kann. Die Anwesenheit an einem Ort, an dem viele Menschen verkehren, ist es, was die Menschen letztendlich anfällig für eine Infektion macht. Unter bestimmten Umständen denken wir jedoch, dass der beste Weg zur Eindämmung eine Erhöhung des Menschenflusses durch einen Ort ist – und eben nicht eine Reduktion, wie man es erwarten würde.”
Der Ansteckungsprozess, den das Team untersucht, umfasst ein weites Spektrum von Phänomenen, dass von Viren wie Zika bis hin zur Diskussion und Verbreitung von extremen politischen Ideen in Online-Chatrooms reicht. Diskussionen dieser Art hatten in den USA zuletzt nicht selten zur gewaltsamen Störung der öffentlichen Ordnung geführt.
Johnson verweist auf den aktuellen Zika Ausbruch im Wynwood Arts District von Miami mit bisher 14 Infektionen, die vermutlich durch lokale Stechmücken verursacht wurden. Das Modell, welches in der Studie vorgestellt wird konzentriert sich auf zwei mögliche Infektionsmechanismen. Beim ersten Mechanismus handelt es sich um eine Infektion von einer Person zu einer anderen. Dabei sticht eine nicht-infizierte Mücke eine infizierte Person, woraufhin diese die Krankheit auf andere Menschen verteilt. Der zweite Mechanismus bezieht sich auf eine Infektion durch bereits infizierte Mücken.
Man würde annehmen, dass die beste Strategie zur Lösung des Problems eine Reduktion der Menschenströme durch die Nachbarschaft von Wynwood darstellen würde. Allerdings würde dies gewissermaßen eine Quarantäne bedeuten, so Johnson. Offensichtlich ist das aber völlig impraktikabel. Die Frage lautet deshalb: Wie muss man den Fluss von Menschen durch den beliebten Ort steuern, damit eine relativ hohe Auslastung beibehalten werden, gleichzeitig aber die Infektionsgefahr minimiert wird.
Laut der Studie, kommt es Dabei vor allem auf die Geschwindigkeit an, mit der die Menschen in der Gegend an- und abreisen (die Mobilität).
Die Arbeit stellt zwei verschiedene Strategien vor, die bei einem solchen Szenario angewandt werden können, um die Schwere des Ausbruchs zu reduzieren. Bei der ersten wird die Mobilität durch den Ort reduziert. Besucher würden folglich weitaus mehr Zeit an einem Ort verbringen und sich mit höherer Wahrscheinlichkeit von einer potentiellen Infektion erholt haben, bevor sie weiterreisen. Bei der zweiten Strategie wird die Mobilität hingegen erhöht. Dadurch würde das Risiko für eine Ansteckung während eines Besuchs reduziert werden können. Für die Zika-Epidemie von Wnywood käme laut den Autoren vor allem das zweite Szenario in Frage. Die Wissenschaftler versuchen gegenwärtig die Zahlen für diesen speziellen Fall zu errechnen.