Feiern, Dealen, sich mit Drogen zudröhnen – das war das Leben von Danny aus dem thüringischen Saalfeld. “Das Arbeitsleben war nur noch Fassade.” Seit 2000 konsumierte Danny Crystal Meth. Als Danny seine Geschichte der Thüringischen Landeszeitung neulich erzählte, war er längst in Therapie. Dannys soziales Umfeld hatte sich verabschiedet, Zähne, Rücken und Knie waren kaputt. Doch Tausende andere nehmen die Droge – es werden augenscheinlich immer mehr, und Suchtberater und Politik finden dagegen offensichtlich kein wirksames Rezept.
Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) betont bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2015 in Berlin: “Der zunehmende Konsum der hochgefährlichen Drogen Crystal Meth hat uns 2014 stark beschäftigt.” In Polen würden Vorläufersubstanzen nun verschreibungspflichtig. Mit Tschechien, wo Crystal vor allem herkommt, bestehe ein aktualisiertes Polizeiabkommen für Kontrollen und Einsätze. Und für Projekte gegen diese und ähnliche Drogen gebe es im Bundeshaushalt 2015 zusätzlich eine halbe Million Euro.
Guckt man sich in den vor allem betroffenen Regionen etwa in Bayern, Sachsen, in Thüringen, Brandenburg oder auch Berlin um, hört man Erschreckendes über die Verbreitung von Crystal. Allein die sächsischen Suchtberatungsstellen verzeichneten einen sprunghaften Anstieg von Hilfesuchenden auf mehr als 4800 Abhängige im vergangenen Jahr. Offizielle Suchtexperten sprechen von einem “flächendeckenden Problem in Sachsen”.
In der Stadt Lauchhammer im Süden Brandenburgs haben laut Lausitzer Rundschau Ausbilder Alarm geschlagen. Immer mehr Jugendliche fallen durch aggressives Verhalten und stundenlangen Tiefschlaf über das Pausenklingeln hinaus auf. Auch hier soll die Ursache Crystal sein. Die Revierleiterin der städtischen Polizeiwache sagt: “Jede Schule in unserer Region hat ein Drogenproblem.”
Inzwischen mehren sich auch die Berichte, dass der gefährliche Stoff nicht mehr nur von Kleindealern und Konsumenten selbst nach Deutschland gebracht wird, sondern dass etwa militant organisierte Dealer aus der Neonazi-Szene die Droge in großem Stil vertreiben.
Crystal Meth ist nur ein besonders dramatischer Aspekt des aktuellen Suchtgeschehens in Deutschland. Nach wie vor trinken sich Zehntausende Jugendliche jährlich krankenhausreif und sterben mehrere Zehntausend Menschen jedes Jahr an den Folgen von Alkohol – wobei seit Jahren immer wieder die Schätzzahl von 74 000 Todesopfern genannt wird. Und es raucht insgesamt jeder Vierte. Auch Spielautomaten werden immer beliebter – vor allem bei jungen Männern. Bei den jungen Menschen gibt es aber auch deutliche Rückgänge, besonders beim Rauchen.
Ein besonderes Augenmerk legt Mortler auf Cannabis, hatte doch zuletzt auch die FDP die Freigabe gefordert. Doch davon will sie nach wie vor nichts wissen. “Cannabis bleibt weiterhin das wichtigste Thema in der Prävention illegaler Suchtstoffe”, stellt der Drogenbericht fest. Bei den Menschen unter 25 Jahren ist der pflanzliche Stoff der Hauptgrund für eine Suchtbehandlung. “Wir bleiben dabei”, macht Mortler deutlich, “Cannabis ist eine ernsthafte Gesundheitsgefahr, gerade für Jugendliche.” Die Diskussion um eine Legalisierung verschärfe die Probleme.
Text: dpa /fw