Großer Zuspruch für einen von Jenaern organisierten Internetkongress. Dabei geht es um die Sepsis - oft nur unter dem Begriff Blutvergiftung bekannt, tritt die Krankheit in vielen Formen auf.
Ein Onlinekongress zum Thema «Sepsis bei Müttern und Neugeborenen» ist am Dienstag (12. September) Auftakt zu einer Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO wolle in 50 Ländern der Welt genauer in Erfahrung bringen, wie viele Mütter und Neugeborene an einer Sepsis sterben, sagte Marvin Zick von der Global Sepsis Alliance in Jena. Zu dem Internetkongress haben sich bereits über 4500 Teilnehmer aus mehr als 140 Ländern angemeldet.
"Die Teilnehmerzahl wird sich vervielfachen, da zahlreiche Krankenhäuser die Veranstaltung in Hörsäle übertragen, wo sich noch zahlreiche weitere Interessenten einfinden können." Eine der häufigsten Gründe, warum Gebärende an einer Sepsis sterben, sind Infektionen, die durch unzureichende Hygienemaßnahmen im Zusammenhang mit der Geburt entstehen. "Besonders in den Ländern mit niedrigem Einkommen ist die Müttersterblichkeit und die Dunkelziffer sehr hoch", so Professor Konrad Reinhart vom Universitätsklinikum Jena und Vorsitzender der Global Sepsis Alliance.
Die Frühsepsis bei Neugeborenen entsteht durch eine starke Besiedlung des Geburtskanals mit Sepsiserregern im Rahmen der Geburt. Sie kann jedoch auch einige Tage später im Zusammenhang mit intensiven medizinischen Maßnahmen, wie der Anlage von Gefäßkathetern oder der Beatmung entstehen. Besonders gefährdet sind Frühgeborene, weil deren Immunsystem besonders schwach ausgeprägt ist. Die Beachtung der Hygieneregeln im Krankenhaus und sofortiges Erkennen einer Sepsis seien deshalb sehr wichtig, so Reinhart.
80 Prozent der Sepsisfälle bei Kindern und Erwachsenen entstehen jedoch außerhalb des Krankenhauses. "Deshalb ist die Aufklärung von Eltern und besonders gefährdeten Erwachsenen, also allen Menschen mit chronischen Erkrankungen und Immunschwäche, aber auch der über 60-Jährigen, besonders wichtig", erläutert Reinhart. Nach Ansicht der Experten sollte die Aufklärung zu den Vorbeugungsmöglichkeiten und zur Früherkennung zur Sepsis in allen gesellschaftlichen Bereichen, einschließlich der Kindertagesstätten und Schulen, Beachtung finden.
Aber zu oft werden die lebensbedrohlichen Symptome einer Sepsis zu spät erkannt. "Immer wieder wird deshalb, auch von Ärzten im Notdienst, Sepsis nicht erkannt und Patienten nicht rechtzeitig behandelt, oft mit tödlichen Folgen", macht Reinhart deutlich. Auch Hundebisse und sich infizierende Mückenstiche können sich zu einer Sepsis ausweiten. "Wenn sich eine lokale Infektion nicht schnell bessert, sondern immer schmerzhafter wird, mit Abgeschlagenheit und schwerem Krankheitsgefühl einhergeht, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen und ihn auf die Möglichkeit einer Sepsis ansprechen."