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Kombinationstherapie hilft nicht bei Rückenschmerzen

Kombinationstherapie aus NSAID und Opioid/ Muskelrelaxans versagt bei Rückenschmerzen. Rückenschmerzen zählen zu den hauptsächlichen Ursachen für Erwerbsausfälle in Deutschland. Laut einem Gesundhe

Kombinationstherapie aus NSAID und Opioid/ Muskelrelaxans versagt bei Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen zählen zu den hauptsächlichen Ursachen für Erwerbsausfälle in Deutschland. Laut einem Gesundheitsreport der TK zu dem Thema aus dem Jahr 2014, litten rund 80 Prozent der Deutschen zumindest kurzfristig unter Rückenschmerzen. 9,2 Prozent der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstage wurden auf Erkrankungen des Rückens und der Wirbelsäule zurückgeführt. Insbesondere Berufsgruppen, die einer starken körperlichen Belastung ausgesetzt sind, wie zum Beispiel auf dem Bau beschäftigte Arbeitnehmer, scheinen betroffen zu sein. Aber auch sitzende Tätigkeiten und Bewegungsmangel prädestinieren zum Rückenleiden. Ein Großteil der erwachsenen deutschen Bevölkerung bewegt sich täglich nicht mehr als eine Stunde, inklusive aller Wege, die im Laufe eines Tages zurückgelegt werden müssen.

Interessant ist vor allem die detailliertere Aufschlüsselung der Medikamentenverordnung bei länger dauernden Rückenschmerzen:  so gut wie jeder Patient erhielt ein nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAID), wie Ibuprofen oder Dicolfenac plus Magenschutz (Protonenpumpeninhibitoren). 86 Prozent erhielten zusätzlich Analgetika, die Hälfte davon bekam Opioide. Bei länger als sechs Wochen bestehenden Beschwerden bekam ein Viertel der Patienten weiterhin ein Muskelrelaxans verordnet.

Benjamin W. Friedman und seine Kollegen vom Montefiore Medical Center (Albert Einstein College of Medicine, Bronx, NY) haben in einer aktuellen Studie die medikamentöse Therapie der unteren Rückenschmerzen genauer unter die Lupe genommen. Sie kombinierten dafür ein NSAID (Naproxen) mit einem Opioid (Oxycodon), einem Muskelrelaxans (Cyclobenzaprin) oder mit einem Placebo.

In die Studie wurden 323 Patienten eingeschlossen, die in der Notaufnahme über Schmerzen des unteren Rückens klagten, welche in den vorangegangenen zwei Wochen eingesetzt hätten. Ausgeschlossen waren traumatisch bedingte Rückenschmerzen und alle Patienten mit radikulären Symptomen. Die Patienten wurden instruiert zwei mal täglich 500 Milligramm Naproxen einzunehmen. Für das weitere Prozedere wurden 3 randomisierte Gruppen erstellt. Je eine Gruppe bekam Oxycodon, Cyclobenzaprin oder Placebo zusätzlich zu dem Naproxen über 10 Tage.

Schmerzen waren unter NSAIDs bei einem Großteil der Patienten nach einer Woche deutlich reduziert, eine Kombinationstherapie brachte keinen zusätzlichen Vorteil

Eine Woche und ein Monat nach Studienbeginn wurden unter anderem Schmerzen und Funktionsfähigkeit der Patienten erfragt. Dabei konnten die Forscher keinen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen feststellen. Nach einer Woche verzeichneten zwei Drittel der Patienten Verbesserungen, was die Schmerzen und die Funktionsfähigkeit anging. Nach einem Monat berichtete ein Viertel des Patientenkollektivs, dass moderate bis schwere Schmerzen geblieben wären, die weiterhin Schmerzmittelgebrauch erforderlich machten.

Friedman war von diesem Ergebnis überrascht: “Ich denke, dass generell davon ausgegangen wird, dass eine Kombination von NSAIDs mit Opioiden, beziehungsweise Muskelrelaxantien bei Schmerzen des unteren Rückens gut hilft”.

Es gilt also, dass sorgfältig geprüft werden muss, ob eine Kombinationstherapie für den einzelnen Patienten Sinn macht oder nicht. “NSAIDs verschaffen teilweise Erleichterung vom Schmerz. Wir haben gehofft, dass Opioide und Muskelrelaxantien den Rest erledigen würden, aber leider ist es nicht so”, sagt Friedman.

Es bleiben komplementäre Therapieverfahren, wie Massagen, Akkupunktur  oder Joga, die dem Patienten angeboten werden können.

Text: esanum /kme

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