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Körpergewicht als Marker für Lungengerüsterkrankungen (ILD)

In der klinischen Versorgung der ILD steht die pulmonale Situation im Vordergrund. Ungewollter Gewichtsverlust und Malnutrition werden dabei oft zu wenig berücksichtigt. Diese zu behandeln, ist jedoch wichtig, da sie mit höherer Mortalität einhergehen.

Gewichtsverlust bei allen ILD-Patienten behandeln

In der klinischen Versorgung der ILD steht die pulmonale Situation im Vordergrund. Ungewollter Gewichtsverlust und Malnutrition werden dabei oft zu wenig berücksichtigt. Diese zu behandeln, ist jedoch wichtig, da sie mit höherer Mortalität einhergehen.

Eine Vielzahl von Faktoren führt bei Erkrankten mit interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) häufig zu Gewichtsverlust und Unterernährung. Hierzu gehören unter anderem gastrointestinale Nebenwirkungen von antifibrotischen Therapien, verringerte Nahrungsaufnahme bedingt durch psychosozialen Disstress, wie Depressionen, und vermehrter Kalorienbedarf aufgrund von erhöhter Atemarbeit.
Neue Daten unterstreichen, wie wichtig es ist, den Gewichtsverlust bei allen Betroffenen zu behandeln, da er zu einem erhöhten Sterberisiko beitragen kann.1,2

Niedriger BMI und Gewichtsverlust prognostisch relevant

Eine aktuell in der Fachzeitschrift 'Chest' publizierte Studie berichtet, dass BMI und Gewichtsverlust unabhängig mit der 1-Jahres-Mortalität bei fibrotischer ILD assoziiert sind.

Die retrospektiven Daten stammten aus dem 'CAnadian REgistry for Pulmonary Fibrosis' (CARE-PF), welches 1.786 Patienten aus sechs kanadischen Zentren erfasste. Als Bestätigungskohorte fungierten weitere 1.779 Erkrankte aus einem anderen Register, dem ILD-Register der Universität San Francisco.1
Nach Korrektur für gängige prognostische Variablen (z. B. GAP-Index) lag das Sterblichkeitsrisiko bei untergewichtigen Patienten (definiert als BMI <18,5 kg/m2) am höchsten. Gegenüber Normalgewichtigen war ihre Wahrscheinlichkeit, binnen des kommenden Jahres zu versterben, um mehr als das Dreifache erhöht (HR 3,19; 95% KI 1,88–5,43; p < 0,001).
Übergewichtige (BMI > 25 kg/m2) und adipöse Patienten (BMI < 30 kg/m2) wiesen die geringste Mortalität auf, ihr Risiko war im Vergleich zu Normalgewichtigen etwa halbiert (HR 0,52 respektive HR 0,55; p < 0,001 für beide). 
Ein Gewichtsverlust von 2 kg oder mehr ging zudem mit einem um 41% erhöhten Sterberisiko im Folgejahr einher (HR 1,41, p = 0,04). Neben dem GAP-Index wurde auch die BMI-Kategorie zum Ausgangszeitpunkt berücksichtigt. Das Risikoplateau befand sich bei denjenigen mit der stärksten Gewichtsabnahme.

Gewichtsverlust und Ernährung verdienen adäquate Aufmerksamkeit

Nach 2 Jahren hatte mehr als jeder dritte ILD-Patient (35%) mindestens 1 kg abgenommen, ebenso wie fast die Hälfte aller IPF-Patienten (46%). Gewichtsverlust ist als Begleiterscheinung von Krankheiten im Endstadium in der Klinik häufig zu beobachten. Das Ausmaß des Sterberisikos ist jedoch eindrücklich. Auch bei verschiedenen chronischen Lungenkrankheiten, wie COPD, Asthma und Bronchiektasen, ist Gewichtsverlust ein Vorbote für schlechte Verläufe, betont Leitautorin Dr. Alessia Comes.3

Alle Patienten mit fibrotischer ILD sollten weiterhin Sport treiben und sich angemessen ernähren. Es sei auch weiterhin in Ordnung, wenn ein adipöser Patient infolge dieser Lebensstilentscheidungen Gewicht reduziert, fügt der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Christopher Ryerson von der University of British Columbia aus. Ärzte sollten jedoch bei Patienten mit schwerer ILD, die ungewollt abnehmen, hellhörig werden, da dies oft auf eine Fibrose im Endstadium oder eine andere schwere Begleiterkrankung wie Krebs hinweist.2

Die Auswertungen der Bestätigungskohorte fielen übereinstimmend aus.

"Zusammengefasst unterstreichen diese Studien den potenziellen Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Pathogenese der ILD und deuten darauf hin, dass eine ernährungsspezifische Unterstützung eine besondere und wichtige Rolle bei der Behandlung der fibrotischen ILD spielen könnte", schließen die Autoren.2 Weite Studien werden die Zusammenhänge hoffentlich detaillierter charakterisieren und den potenziellen Nutzen von metabolischen Interventionen beleuchten.

Referenzen:
1. Comes, A. et al. Association of Body Mass Index and Change in Weight with Mortality in Patients with Fibrotic Interstitial Lung Disease. CHEST DOI:https://doi.org/10.1016/j.chest.2021.11.008, (2021).
2. Low BMI, Weight Loss Predict Mortality Risk in ILD. Medscape http://www.medscape.com/viewarticle/965887.
3. Low BMI, weight loss associated with increased mortality in patients with fibrotic ILD. https://www.healio.com/news/pulmonology/20211129/l