Die beiden Delmenhorster Krankenhäuser führen zum 1. August eine qualifizierte Leichenschau ein. Damit solle die Patientensicherheit erhöht werden, teilten das Klinikum und das St. Josef-Stift am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Mordserie eine früheren Krankenpflegers in einer der Kliniken wäre so möglicherweise eher erkannt und gestoppt worden. Der Mann, der wegen des Todes von fünf Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, hatte vor Gericht bis zu 90 Taten gestanden. Eine Sonderkommission der Polizei prüft seit Monaten mehr als 200 Verdachtsfälle. Darunter sind auch mehr als 174 Sterbefälle in Delmenhorst.
Bei einer qualifizierten Leichenschau wird eine gezielte Untersuchung durch einen unabhängigen Rechtsmediziner vorgenommen. Dieser speziell geschulte Arzt bewertet die Todesumstände. Bei nicht natürlicher oder unklarer Ursache wird die Polizei informiert. Damit soll nach Klinikangaben vermieden werden, dass ein unnatürlicher Tod in Folge krimineller Handlungen unentdeckt bleibt. Bisher gilt bundesweit in allen Krankenhäusern folgende Regelung: Verstirbt ein Patient im Krankenhaus, stellt ein Arzt den Tod fest und führt eine Leichenschau durch. Liegen keine Besonderheiten vor – wie beispielsweise ein unerwarteter Tod des Patienten, der nicht zum Krankheitsbild passt – wird der Tod in der Regel als natürlich bewertet.
Die Delmenhorster Kliniken arbeiten künftig mit der Bremer Gerichtsmedizin zusammen. Das Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover begleitet das Projekt wissenschaftlich. Etwa 600 Patienten sterben nach weiteren Angaben jährlich in den beiden Häusern. Die Kosten für die qualifizierte Leichenschau von jeweils rund 125 Euro tragen die Krankenhäuser.
Der Krankenpfleger hatte über Jahre schwer kranken Patienten eine Überdosis eines Herzmittels gespritzt, die diese nicht überlebten. Um dem Mann weitere Morde nachweisen zu können, wurden auf Friedhöfen in Ganderkesee und Delmenhorst bislang fast 30 Leichen ausgegraben. Pathologen hatten Gewebeproben genommen. Erste Ergebnisse solle es bis Ende Juli geben, sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstag.
Text: dpa /fw