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Mit kurzen Ärmeln gegen Klinikkeime

Wie in kaum einem anderen Bereich ist in der Medizin die Kleidung mit dem Beruf verbunden. Die Asklepios-Kliniken gehen ihren Medizinern dennoch an die Wäsche, aus guten Gründen. Der Klinikkonzern

Wie in kaum einem anderen Bereich ist in der Medizin die Kleidung mit dem Beruf verbunden. Die Asklepios-Kliniken gehen ihren Medizinern dennoch an die Wäsche, aus guten Gründen.

Der Klinikkonzern Asklepios führt in seinen rund 100 Einrichtungen deutschlandweit kurzärmlige Kleidung für Ärzte und Pflegepersonal ein. Der klassische langärmlige Arztkittel wird vom kommenden April an ausgemustert. Damit reagiere man auf die Sorge der Patienten vor einer Ansteckung mit multiresistenten Keimen, erklärte Konzerngeschäftsführer Kai Hankeln. Studien hätten gezeigt, dass die Ärmel der Arztkittel besonders stark mit Keimen belastet seien. “Die Ärzte gehen von Patient zu Patient und untersuchen sie. Der lange Ärmel hat Kontakt zu den Patienten. Die Hände desinfiziert der Arzt, aber er wechselt nicht jedes Mal den Kittel”, erklärte Hankeln.

Asklepios ist nach eigenen Angaben der erste große Klinikbetreiber in Deutschland, der sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Der Konzern folge damit Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Operationssälen und auf Intensivstationen ist kurzärmlige Kleidung längst Standard. Auf den normalen Stationen sei der langärmlige weiße Arztkittel dagegen bislang ein Erkennungszeichen und Statussymbol gewesen.

Mediziner mussten erst von neuer Kleidung überzeugt werden

Für die Abschaffung musste die Konzernleitung viel Überzeugungsarbeit leisten. “Das ist ein beachtlicher kommunikativer Aufwand”, sagte Hankeln. Jüngeren Medizinern falle der Abschied vom traditionellen Kittel leichter. “Bei älteren Chefärzten ist das schon eine gewisse Hürde, die sie überspringen müssen.” Mancher Ordinarius hänge sehr an seinem Modell “Eppendorfer” mit Silberknöpfen. Die Verteidiger des althergebrachten Kittels glaubten sogar an einen Placeboeffekt. Demnach führt also allein die Erscheinung des bis zu den Handgelenken in Weiß gewandeten Mediziners dazu, dass sich die Patienten besser fühlen.

Dabei wird die Hierarchie in den Asklepios-Kliniken auch künftig an der Kleidung erkennbar sein. Eine komplett weiße Tracht ist den Ärzten vorbehalten. Sie tragen den sogenannten Kasack mit Stehkraken und einer Knopfleiste. Examinierte Schwestern und Pfleger haben zur Unterscheidung einen grau abgesetzten V-Ausschnitt mit grünem Streifen am Revers. Wer noch in der Ausbildung ist, muss eine graue Hose anziehen. Hilfskräfte werden komplett in Grau gekleidet sein.

Auch andere Kliniken haben reagiert

Die von kontaminierten Kitteln ausgehende Gefahr ist auch dem Universitätsklinikum Eppendorf bewusst. Es hat ebenfalls reagiert. Seit Jahren gilt dort nach Angaben einer Sprecherin: “Alle Mitarbeiter, die direkt am Patienten arbeiten, tragen kurzärmlige Dienstkleidung.” Der traditionelle langärmlige Arztkittel wurde gleichwohl nicht abgeschafft. Mediziner müssen ihn aber ausziehen und an den Haken hängen, bevor sie sich den Patienten widmen. Neben dem üblichen Händewaschen ist die Desinfizierung einschließlich der Unterarme vorgeschrieben.

Asklepios spart mit der Neueinkleidung aber auch viel Geld und gibt seinem Personal ein einheitliches Erscheinungsbild. Mehr als 30 000 Mitarbeiter, darunter über 4000 Ärzte, bekommen Kasacks und Hosen. Auch für die 1,7 Millionen Patienten werden den Angaben zufolge neue Hemden, Bettwäsche und Handtücher angeschafft. Wobei Asklepios die ausschließlich in Deutschland produzierten Textilien der höchsten Öko-Tex-Klasse nicht selbst kauft, sondern per Großauftrag bei Konfektionären mietet. Der Konzern spart dadurch sechs Millionen Euro pro Jahr. Bis Juni nächsten Jahres soll der Wäschewechsel abgeschlossen sein. Den Anfang soll im April die Asklepios-Klinik in Hamburg-Harburg machen.

Text und Foto: dpa /fw