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Kinderintensivpflege leidet enorm unter Personalmangel

Sie versorgen schwerkranke Kinder, die an Krebs, Herzproblemen oder Infektionen leiden. Pfleger auf Kinderintensivstationen haben einen harten Job - und werden mäßig bezahlt. In mehreren Krankenhäusern in Niedersachsen fehlen diese Fachkräfte.

Schlechte Arbeitsbedingungen schrecken Nachwuchskräfte ab

Sie versorgen schwerkranke Kinder, die an Krebs, Herzproblemen oder Infektionen leiden. Pfleger auf Kinderintensivstationen haben einen harten Job - und werden mäßig bezahlt. In mehreren Krankenhäusern in Niedersachsen fehlen diese Fachkräfte.

Der jugendliche Notfallpatient aus Hameln drohte jeden Moment, das Bewusstsein zu verlieren. Ein Transport in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) schien die einzige Hoffnung. Doch auf der dortigen Kinderintensivstation war kein Bett frei. "Noch während der Hubschrauber auf dem Weg zu uns war, haben wir nach einer Lösung gesucht, wie wir einen anderen unserer Patienten in eine andere Klinik verlegen können", erzählt Michael Sasse, Leiter der Kinderintensivstation. Die Aktion gelang: Der eine kleine Patient wurde mit ärztlicher Begleitung von der MHH in ein Krankenhaus nach Bielefeld gebracht, der Notfall-Neuzugang in der Uniklinik in Hannover aufgenommen.

Das Beispiel illustriert, welche gravierenden Folgen der Personalmangel in der Pflege mittlerweile für die Krankenhäuser und die Patienten hat. Nicht nur in der MHH, auch in anderen Krankenhäusern in Niedersachsen wie etwa der Uniklinik Göttingen fehlen qualifizierte Pfleger. Mit einer bundesweiten Aktion macht die Gewerkschaft Verdi am Montag und Dienstag auf den Notstand aufmerksam. Auch Auszubildende an der Krankenpflegeschule am Klinikum Braunschweig beteiligen sich.

Besonders betroffen von dem Mangel sind Intensivstationen. Das gilt auch für die Kinderintensiv-Abteilung in der MHH: Allein in diesem Jahr konnte sie 298 schwerkranke Kinder aus anderen Häusern nicht aufnehmen, weil es nicht genug Intensivpflegekräfte gibt. "Die beschriebenen Fälle von nicht aufgenommenen Notfall-Kindern betrafen nur Patienten, die bereits in anderen Kliniken stationär erstversorgt wurden", betonte MHH-Vizepräsident Andreas Tecklenburg. Zu keiner Zeit seien Kinder abgewiesen wurden, die bereits in die MHH, etwa in die Notaufnahme, gekommen waren.

Überstunden und unterbesetzte Stationen gehören zum Arbeitsalltag

Trotzdem: Die Zahl der Intensivpflegekräfte reicht nicht aus, um alle 18 Betten auf der Abteilung zu betreiben, sondern meist nur 12 bis 15 Betten. Die MHH hält sich dabei an die Empfehlung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI), wonach eine Pflegekraft sich höchstens um zwei Patienten gleichzeitig kümmern sollte.

An der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sei die Lage zwar noch nicht so kritisch, dass Betten auf der Kinderintensivstation nicht belegt werden könnten, heißt es in einem gemeinsamen Statement des Vorstandes der Krankenversorgung, der Pflegedirektion und des Personalrat. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen dort seien aber auf lange Sicht unzumutbar. "Überstunden und eine häufig unterbesetzte Station sind bereits Arbeitsalltag", sagte die Personalrats-Vorsitzende Erdmuthe Bach-Reinert. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann es an der UMG zur Sperrung von Betten und Abweisung von kleinen Patienten kommen werde.

Das Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult habe bisher durch flexiblen und bedarfsorientierten Einsatz der intensiv-medizingeschulten Mitarbeiter die Nachfrage abdecken können, heißt es in einer Stellungnahme der Leitung. Jedoch habe es Auswirkungen, wenn Mitarbeiter ungeplant ausscheiden: "Vor allem Pflegekräfte mit spezial-geschultem Wissen, zum Beispiel in der Kinderintensivmedizin, sind immer schwerer zu finden."

Hohe Belastung und geringe Bezahlung

Um auf einer Kinderintensivstation zu arbeiten, müssen Pfleger eine zweijährige Weiterbildung absolvieren. "Wir arbeiten in Wechselschicht, wir arbeiten jedes zweite Wochenende, wir arbeiten dann, wenn unsere Freunde sich treffen", beschreibt die Intensivkinderkrankenschwester Hannah Tönsfeuerborn ihre Tätigkeit an der MHH. Hohe Belastung und geringe Bezahlung würden den Beruf für viele junge Leute wenig attraktiv machen.

Zumindest an der MHH sollen Intensiv-Pflegekräfte künftig besser bezahlt werden. Eine entsprechende Zusage über tarifliche Zuschläge für bestimmte qualifizierte Kräfte habe er vom Wissenschaftsministerium bereits mündlich erhalten, sagte MHH-Vizepräsident Tecklenburg . Dies betreffe auch das Personal auf der Kinderintensivstation. Die Zulage werde pro Pflegekraft monatlich etwa 250 Euro betragen.