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Kassenärztliche Vereinigung zahlt Studienplätze für zukünftige Hausärzte

Ein guter Hausarzt kann auch werden, wer kein 1,0-Abitur hat. Die Kassenärztliche Vereinigung geht mit diesem Prinzip auf die Suche nach künftigen Landärzten. An einer Privatuni sollen sie für die

Ein guter Hausarzt kann auch werden, wer kein 1,0-Abitur hat. Die Kassenärztliche Vereinigung geht mit diesem Prinzip auf die Suche nach künftigen Landärzten. An einer Privatuni sollen sie für die Arbeit in Regionen mit Ärztemangel ausgebildet werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt finanziert zwölf künftigen Hausärzten das Studium an der Privatuniversität Witten-Herdecke. Im Gegenzug verpflichten sich die jungen Menschen, künftig in Regionen mit Hausärztemangel zu praktizieren, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Burkhard John, am Freitag in Magdeburg. Ab dem Sommersemester 2016 würden je Semester zwei Studienplätze finanziert. Das Geld kommt aus einem Strukturfonds, den die Krankenkassen zur Hälfte füllen.

Die Bewerber verpflichten sich, nach dem Studium zehn Jahre lang in Sachsen-Anhalt zu bleiben – sollten sie sich anders entscheiden, müssen sie das Geld zurückzahlen. John sagte, mit dem neuen Angebot könne der Landärztemangel nicht gestoppt, aber doch zumindest partiell gelindert werden. Attraktiv für die Bewerber dürfte sein, dass es der KV bei der Auswahl nicht in erster Linie um die Abiturnote geht, sondern um die Motivation, künftig als Landarzt zu arbeiten.

In Sachsen-Anhalt gibt es laut John derzeit rund 1400 Landärzte – die Zahl sei seit Jahren in etwa konstant. Das Hauptproblem sei: “Viele Kollegen gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Fast 180 sind älter als 65 Jahre”, sagte John. Laut einer Prognose würden bis 2025 jährlich etwa 80 Mediziner gebraucht, um den Bedarf zu decken. Zugleich würden im Land aber zu wenige Hausärzte ausgebildet. Die Möglichkeiten für Mediziner seien sehr vielfältig.

Für wünschenswert hält John, dass es bei den Medizin-Studienplätzen ein festes Kontingent für künftige Hausärzte gibt. Mit dem neuen Programm in Zusammenarbeit mit der Privatuniversität Witten-Herdecke solle auch ein Signal an die Politik gesetzt werden, betonte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung. Er sagte, es sei nicht möglich gewesen, Studienplätze in Sachsen-Anhalt oder an anderen staatlichen Universitäten zu finanzieren.

Wer sein Abitur in der Tasche hat und nun mit Unterstützung der KV Landarzt werden will, muss sich zunächst bis zum 24. April bei der KV bewerben. Dort durchläuft er ein mehrstufiges Auswahlverfahren, anschließend noch das übliche an der Uni Witten-Herdecke. Wird er dort angenommen, trifft er mit der KV eine Vereinbarung. Die KV übernehme die Kosten für das Studium, die üblicherweise bei 200 000 bis 250 000 Euro liegen, sagte John weiter. Mit der Privatuni seien günstigere Konditionen vereinbart worden. Nach drei Jahren soll die Wirkung des Programms unter die Lupe genommen werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung versucht auf verschiedenen Wegen, für mehr Ärzte zu sorgen. Es gibt beispielsweise Stipendien für Studierende, die später Hausarzt werden wollen, Weiterbildungsprogramme und finanzielle Unterstützung für die Niederlassung als Hausarzt.

Text: dpa /fw