Ein Medizinstudienplatz wird reserviert, wenn man sich jahrelang als Landarzt verpflichtet - darüber wird auch in Rheinland-Pfalz diskutiert. SPD-Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler hält das Modell für sinnvoll, aber die Kassenärzte sind skeptisch.
Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler will den drohenden Ärztemangel auf dem Land mit einer Landarztquote für Studenten lindern. "Wir arbeiten an einem Konzept für Rheinland-Pfalz", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Eine Landarztquote ist kein Allheilmittel, aber es ist eine Möglichkeit mehr." Nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) fehlen zwischen Eifel und Pfalz bis zum Jahr 2022 rund 1600 Hausärzte. Im Jahr 2015 gab es rund 2700 Hausärzte im Land.
Die Bundesregierung räumt den Ländern ein, bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab für Studenten zu reservieren, die sich für zehn Jahre als Hausarzt auf dem Land verpflichten. Nordrhein-Westfalen will als nach eigenen Angaben erstes Bundesland im Medizinstudium eine Landarztquote einführen, mit der der hohe Numerus Clausus umgangen werden kann. 7,6 Prozent der Studienplätze sollen für die reserviert werden, die sich vertraglich verpflichten, zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten.
Nach Ansicht der Gesundheitsministerin gibt es noch genug Ärzte in Rheinland-Pfalz, sie warnt aber vor drohenden Lücken. "Wir sind schon noch gut mit Ärzten auf dem Land versorgt", sagte Bätzing-Lichtenthäler. "Was mir aber Sorgen macht, ist der Altersdurchschnitt und die geringe Zahl derer, die sich für eine Praxis auf dem Land entscheiden." Das Medianalter - die Hälfte ist älter, die Hälfte jünger - der Hausärzte lag 2015 in Rheinland-Pfalz nach Angaben der KV bei 56 Jahren, zehn Jahre zuvor noch bei 51.
"Das Hauptproblem ist, die Ärzte aufs Land zu bekommen", sagte Bätzing-Lichtenthäler. Die SPD-Politikerin kann sich vorstellen, die ausgewählten Landärzte dort einzusetzen, wo es besonders notwendig ist. "Vielleicht kann man das an den Versorgungsgrad in den Regionen binden", sagte sie. Wenn jemand das Studium früher abbricht, solle es Sanktionen in Form von Rückzahlungen geben.
Die Kassenärzte sehen eine Quote skeptisch. "Wir befürchten bei Landarztquoten erhebliche Mitnahmeeffekte", erklärte KV-Sprecher Rainer Saurwein. Es wäre fatal, wenn die Studenten Fachgebiete einschlagen und sich dann später in höheren Semestern herausstelle, dass ihnen diese Fachrichtungen gar nicht liegen. Kein junger Mensch werde zudem auf eine Partnerschaft in einer Stadt verzichten, nur weil er sich elf Jahre vorher - so lange dauern etwa Studium und Facharztweiterbildung - als Landarzt verpflichtet habe. Förderungen würden dann lieber zurückgezahlt. Die Effekte sind auch laut KV erst elf Jahre später zu spüren. "Wir brauchen aber dringend auch Lösungen für die Bewältigung des Ärztemangels der nächsten zehn Jahre."
Die Barmer Krankenkasse hält eine Landarztquote für den richtigen Schritt - das reicht aber aus ihrer Sicht nicht. "Ärzte sollten in strukturschwachen Regionen die Möglichkeit erhalten, ihre Praxis-Zulassung in ein Angestelltenverhältnis nicht nur in einem medizinischen Versorgungszentrum, sondern auch in einer Eigeneinrichtung der Kassenärztlichen Vereinigung oder in einem regionalen Versorgungsverbund umzuwandeln", sagte Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis. Das gebe es bereits in Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die Techniker Krankenkasse (TK) fordert attraktivere Rahmenbedingungen auf dem Land und bringt regionale Zuschläge für Gebiete mit Ärztemangel ins Spiel. "Um Planungssicherheit für die betreffenden Arztgruppen zu schaffen, wäre es sinnvoll, diese Vergütungszuschläge über einen zugesicherten Zeitraum - die TK schlägt hier zehn Jahre vor - zu gewähren", sagte der Leiter der TK-Landesvertretung, Jörn Simon. Ein aktueller Gesetzentwurf auf Bundesebene sehe vor, Ärzte in unterversorgten Gebieten über solche regionale Zuschläge zu unterstützen.
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