Eine kürzlich veröffentlichte Studie bestätigt nun den Verdacht, dass eine signifikante Verbindung zwischen Migräne und der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen besteht.
In Deutschland leiden etwa neun Millionen Menschen unter Migräne. Die Bandbreite der Symptome ist weit gefächert und reicht von Schwindel, Übelkeit, Erbrechen bis hin zur Lichtempfindlichkeit. Wenn Sehbeeinträchtigungen oder sensorische Störungen vorliegen, dann ist von einer Migräne mit Aura die Rede.
Statistiken zufolge wird Frauen dreimal häufiger Migräne diagnostiziert als Männern. Wenn es darum geht, diesen Geschlechterunterschied zu erklären, dann scheiden sich die Geister. Während einige Wissenschaftler den Verursacher in schwankenden Östrogenspiegeln sehen, weisen andere Forschungsarbeiten auf genetische Risikofaktoren hin. Eine Studie aus den Vereinigten Staaten schlägt eine vollkommen andere Richtung ein und führt Migräneanfälle auf die weibliche Gehirnstruktur zurück. Dieser Untersuchung zufolge hätten Frauen sensiblere und leichter erregbare Gehirne, was die Entstehung von Migräne begünstigt.
Vorangegangene Studien legen nahe, dass Migräne als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen berücksichtigt werden sollte. Henrik Toft Sørensen vom Aarhus University Hospital ist diesem Zusammenhang auf den Grund gegangen und hat Studiendaten von 51.032 Teilnehmern mit Migräne, die zwischen 1995 und 2013 erhoben wurden, ausgewertet. Jeder Migränepatient wurde mit zehn migränefreien Personen verglichen, sodass die Untersuchung insgesamt 510.320 Teilnehmer umfasste.
Die Studienergebnisse zeigen, dass Migränepatienten in der 19-jährigen Nachbeobachtungszeit ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Vorhofflimmern hatten als migränefreie Teilnehmer. Eingehender betrachtet: Aus je 1.000 Teilnehmern mit Migräne resultierten 25 Herzinfarkte, wohingegen auf 1.000 migränefreie Probanden nur 17 Herzinfarkte folgten. Des Weiteren hatten auf 1.000 Migränepatienten 45 einen ischämischen Schlaganfall – verursacht durch ein Blutgerinnsel im Gehirn – im Vergleich zu 25 von 1.000 Probanden ohne Migräne. Vorhofflimmern trat bei 47 von 1.000 Studienteilnehmern auf, die von Migräne betroffen sind, verglichen mit 34 von 1.000 Menschen ohne Migräne.
Frauen mit Migräne und Teilnehmer, denen Migräne mit Aura diagnostiziert wurde, hatten mit Abstand das größte Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall und Vorhofflimmern, vor allem ein Jahr nach der Diagnose.
Die Studienautoren sind sich sicher, dass ihre Ergebnisse sowie die vorangegangener Studien eine deutliche Sprache sprechen und eine signifikante Verbindung zwischen Migräne und kardiovaskulären Erkrankungen aufzeigen – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Die Ergebnisse blieben auch nach Kontrolle möglicher Störvariablen, die die Studie verfälscht haben könnten – zum Beispiel der Body Mass Index oder Raucherstatus – konstant.
"Nun müssen wir einen Weg finden, wie wir das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen infolge von Migräne eindämmen können", kommentiert Prof. Tobias Kurth von der Charité Berlin die Studienergebnisse. "Interessant ist auch die Frage, welche Effekte es mit sich bringt, wenn die Frequenz der Migräneattacken verringert wird."