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Kann Nikotin bei der Behandlung von Schizophrenie helfen?

Rauchen ist bekanntermaßen schlecht für die Gesundheit. Tabakkonsum kann zu Behinderung, Krankheit und auch zum Tod führen. Einer neuen Studie zur Folge kann Nikotin aber auch einige Vorteile für Schizophrenie-Patienten, mit sich bringen.

Kann Nikotin bei der Behandlung von Schizophrenie helfen?

Rauchen ist bekanntermaßen schlecht für die Gesundheit. Tabakkonsum kann zu Behinderung, Krankheit und auch zum Tod führen. Einer neuen Studie zur Folge kann Nikotin aber einige Vorteile für Schizophrenie-Patienten, mit sich bringen.

Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, von der weltweit mehr als 21 Millionen Menschen betroffen sind. Mehrere Studien fanden mit Techniken der Hirn-Bildgebung heraus, dass diese Erkrankung eine Funktionsstörung des Gehirns ist, da neurologische Beeinträchtigungen oft eine Ursache für Schizophrenie sind. Eine der neurologischen Auffälligkeiten, die vorangegangene Studien mit Schizophrenie in Verbindung brachten, ist eine verminderte Aktivität des präfrontalen Kortex. Dieser Bereich ist für die Verwaltungsaufgaben des Gehirns verantwortlich, wie z.B. für das Urteilsvermögen, Entscheidungsfindung und Problemlösung. Der präfrontale Kortex hilft uns außerdem, bei Stress die Kontrolle zu behalten und ist für das Kurzzeit- sowie das Langzeitgedächtnis zuständig. Eine aktuelle Studie, die im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlicht wurde fand heraus, dass Nikotin Schizophrenie-Patienten helfen könnte.

Die Verbindung zwischen Rauchen, Schizophrenie und Genetik

Forscher der Universität Boulder in Colorad wollten, unter der Leitung von Uwe Maskos, die Ursache von Hypofrontalität, einer eingeschränkten neuronalen Aktivierung des präfrontalen Kortex, untersuchen. Man geht davon aus, dass Hypofrontalität viele kognitive Probleme, die zu Schizophrenie gehören, verursacht. Solche Probleme beeinträchtigen die Entscheidungsfindung, die Konzentration und das Erinnerungsvermögen.

Vorige Studien fanden heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie, einer Mutation des CHRNA5 Gens und Rauchen gibt. Fast 90 Prozent der Schizophrenie-Patienten rauchen, die meisten sogar stark und auch 60 bis 70 Prozent der Menschen mit einer bipolaren Störung sind Raucher. Zusätzlich hat die Forschung eine Verbindung zwischen der Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten und einer polymorphen Variation des CHRNA5-Gens gezeigt. Aufgrund dieses Ergebnisses fragten sich Maskos und sein Team, ob eine Veränderung des CHRNA5 Gens der Auslöser für Hypofrontalität sein kann. Und ob Nikotin dazu beitragen kann, diesen Vorgang zu verhindern.

Nikotin hilft bei Hypofrontalität

Zunächst untersuchten Maskos und sein Team Mäuse, die das CHRNA5 Gen hatten und neurokognitive Verhaltensstörungen bei sozialen Interaktionen und sensomotorischen Aufgaben zeigten. Insbesondere untersuchten sie Mäuse, die einen Einzel-Nukleotid-Polymorphismus im CHRNA5-Gen hatten, was das Risiko für Rauchen und Schizophrenie erhöht.

Mit Hilfe von Techniken der Hirn-Bildgebung fanden sie heraus, dass diese Mäuse auch von Hypofrontalität betroffen waren. Die Mäuse hatten eine verringerte neurale Aktivität, die der Hypofrontalität bei Patienten von Schizophrenie, sowie Suchtpatienten, ähnlich war.

Schließlich verabreichten die Forscher diesen Mäusen Nikotin, welches die Hypofrontalität aufhob. Durch die Wirkung auf Nikotinische Acetylcholinrezeptoren in Gehirnbereichen mit gesunder kognitiver Funktion, kehrte die andauernde Nikotinverwaltung die kognitive Beeinträchtigung um. "Im Grunde genommen kompensiert das Nikotin eine genetisch bedingte Beeinträchtigung", sagte Jerry Stitzel, ein Forscher am Institut für Verhaltensgenetik.

Auswirkungen auf die Behandlung von Schizophrenie

Die Autoren der Studie hoffen, dass ihre Ergebnisse zu einer auf Nikotin basierenden Behandlung, die nicht abhängig macht, für Schizophrenie- Patienten führen. Die Auswirkungen ihrer Ergebnisse könnten sogar noch weitreichender sein, da auch bei Menschen mit ADHS, Posttraumatischen Belastungsstörungen, oder bipolaren Störungen, eine verminderte Aktivität im präfrontalen Kortex festgestellt wurde.