Kann die Kruste vom Brot womöglich helfen, die Abwehrkräfte des menschlichen Körpers zu stärken und Zellen vor dem Absterben zu bewahren? Hallesche Forscher fanden erste Hinweise darauf.
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Halle haben Brotkrusten zu ihrem Forschungsgegenstand gemacht. Ein Team um den Chef des Forschungslabors der Klinik für Herzchirurgie, Prof. Andreas Simm, will herausfinden, inwieweit in der Kruste von gebackenem Brot entstandene Stoffe die Abwehrkräfte des Körpers gegen den Zelltod stärken können. Weltweit wird in unterschiedlichen Einrichtungen untersucht, welche Effekte Stoffe in erhitzten Lebensmitteln auf Organe und Gesundheit des Menschen haben.
Intensiv wird beispielsweise die geröstete Kaffeebohne als Modell für Erhitzungseffekte mit ihren Inhaltsstoffen und ihren Wirkungen erforscht. Immer wieder haben sich die Auffassungen zum Kaffeekonsum und der empfohlenen Menge dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gewandelt. Prof. Simm: "Die Brotkruste haben wir als Nische gefunden".
"In der Kruste sammeln sich durch den Backprozess Zucker-Eiweißverbindungen, man nennt diese AGEs (Advanced Glycation Endproducts) oder auch verzuckerte Eiweiße", sagt der Spezialist für molekulare Herz- und Thoraxchirurgie.
Im Kern geht es darum, welche Effekte ein AGE-reicher Extrakt aus Brotkruste auf die Entwicklung degenerativer Erkrankungen hat. Die Forschungen daran sind Teil des Förderprojektes des Landes Sachsen-Anhalt "Autonomie im Alter".
"Bei Erkrankungen kommt es zur verstärkten Bildung von Radikalen. Sie sind wie ein Schneeballsystem und schädigen alles, was um sie herum ist", erläutert Simm. Er geht davon aus, dass die Gabe von Brotkrusten-Extrakten mit hohem AGE-Anteil die Abwehrkräfte mobilisieren und vor Zell-Stress schützen kann.
Bei Versuchen mit Zellen und mit Mäusen habe sich bereits eine Wirkung auf Lungentumore gezeigt. "Es wachsen weniger und kleine Tumore, wenn mehr AGEs vorhanden sind", sagte Simm. "Aber die Tumore verschwinden nicht ganz", stellte der Wissenschaftler klar.
Bei Bindegewebszellen aus dem Herzen etwa entwickelten mit Brotkrustenextrakt behandelte Zellen Enzyme gegen oxidativen Stress - dem vermehrten Anfall von Radikalen - und damit auch gegen den davon hervorgerufenen Zelltod.
Momentan testen Simm und sein Team welches Mehl, welche Brotsorte und welche Bräunung optimal sind. Die nach den Vorstellungen der Wissenschaftler gebackenen Brote liefert eine hallesche Bäckerei. Ganz am Ende dieser Grundlagenforschungen könnte dann ein Präparat zur Nahrungsergänzung stehen, so Simm.