Nach monatelangen Verhandlungen und Spekulationen scheint festzustehen, dass der US-Konsumgüter- und Pharmariese Johnson & Johnson (J&J) das Schweizer Biotechunternehmen Actelion übernimmt. Beide Seiten einigten sich am Donnerstag auf eine Übernahme. 30 Milliarden US-Dollar (27,9 Mrd. Euro) wollen sich die Amerikaner Actelion kosten lassen. Die Medikamentenforschung und -entwicklung soll im Anschluss ausgelagert und als separate Firma an die Schweizer Börse gebracht werden. J&J stellt auch Medizintechnik und Verbraucherprodukte wie das Mundwasser Listerine, Penaten-Babycreme oder Carefree-Slipeinlagen her. Der Pharmabereich von Johnson&Johnson ist unter dem Namen Janssen Deutschland am hiesigen Markt präsent.
Actelion-Chef Jean-Paul Colzel wird nun die ausgegliederte Firma leiten. Vor etwa 20 Jahren hatten er, seine Frau und ein Team von Wissenschaftlern des Pharmakonzerns Roche Actelion gegründet. Vor rund zehn Jahren gelang den Schweizern dann mit der Entwicklung des Mittels Tracleer gegen Lungenhochdruck der Durchbruch. Zu dem Mittel, das inzwischen seinen Patentschutz verloren hat, gesellten sich mit Opsumit und Uptravi weitere Lungendruck-Medikamente. Die Spezialisierung auf diese Krankheit macht Actelion für J&J interessant. Der US-Konzern kann so sein lukratives Geschäft mit Arzneimitteln ausbauen und ergänzen.
J&J hofft, die Übernahme bis Mitte des Jahres abschließen zu können - die erforderlichen Genehmigungen vorausgesetzt. Eine Bedingung ist zudem, dass dem Konzern mindestens 67 Prozent der Actelion-Aktien angeboten werden. Das Angebot soll offiziell Mitte Februar veröffentlicht werden. Actelion beschäftigt weltweit 2.500 Mitarbeiter und erzielte in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Franken (1,68 Mrd Euro). J&J kam 2015 mit rund 127.000 Mitarbeitern auf einen Jahresumsatz von 70 Milliarden Dollar.
Der Kurs der Actelion-Aktie schoss nach Börseneröffnung in Zürich um ein gutes Fünftel nach oben auf 275 Schweizer Franken. J&J bietet den Anteilseignern 280 Dollar oder 280,08 Franken für jede ihrer Aktien. Zusätzlich gibt es je eine Aktie als Sachdividende der neuen Firma. An dieser wird J&J eine Beteiligung von 16 Prozent halten und kann diese später weiter auszubauen. J&J und Actelion verhandeln schon länger über einen Zusammenschluss.