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Interview mit Dr. Götz-Johannes Peiseler zur Expertenrunde “COVID-19 in der Praxis“

Im Interview mit Dr. Götz-Johannes Peiseler sprechen wir über das neue Format der Expertenrunde, den Überlegungen dahinter und den bisherigen Erfahrungen.

esanum: Herr Dr. Peiseler, Sie sind bei esanum als medizinischer Berater für die Konzeption der digitalen Sendereihe “Expertenrunde COVID-19 in der Praxis“ zuständig. Welche Überlegungen haben zu diesem sehr erfolgreichen neuen Format geführt?

Peiseler: Wir wurden tatsächlich überwältigt von der enormen Response, die wir bereits bei unserer ersten Sendung am 1. April erzielt haben. Wir hatten mit einigen hundert Teilnehmern gerechnet und wurden dann von einer Welle von mehr als 4.500 Kolleginnen und Kollegen überrannt, die zeitgleich auf die esanum Plattform wollten. Tatsächlich ist unser Server irgendwann ausgestiegen. Damit war klar, dass wir mit diesem Konzept den Bedarf der Kolleginnen und Kollegen auf den Punkt getroffen haben.

Der Gedanke dahinter ist im Grunde einfach: In den Zeiten der Corona-Krise haben wir alle Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen, mit denen wir noch nie in unserem Leben konfrontiert wurden. Da uns also eine gewachsene Basis für den Umgang mit der Pandemie fehlt, müssen wir, wenn wir rational handeln wollen, schnellstmöglich zwei Ressourcen anzapfen: wissenschaftliche Daten und kollegiale Erfahrungen. Erfreulicherweise kann die esanum Plattform auf beide Ressourcen in nahezu unbeschränktem Ausmaß zugreifen und die Ergebnisse auf digitalem Weg ebenfalls fast unbeschränkt an die Arzt-Community weiterleiten.Konkret haben wir uns zunächst auf die Hausärztinnen und Hausärzte konzentriert, weil sie gemeinsam mit den Klinikärzten in der vordersten Kontaktlinie zu den Patienten mit vermuteter oder tatsächlicher SARS-CoV-2 Infektion standen - und immer noch stehen.

Wir wollten den Kolleginnen und Kollegen einfache, sofort umsetzbare, praktische Empfehlungen für den täglichen Patientenkontakt geben. Da niemand so genau weiß, was die Hausärzte für Informationen brauchen, wie die Hausärzte selber, haben wir eine große Frage- und Antwort-Runde ins Leben gerufen, die jedem in Deutschland approbierten Arzt zugänglich ist: unsere Expertenrunde.

esanum: Wie ist dieses Informationsangebot aufgebaut, und wie funktioniert es?

Peiseler: Wir haben hier in den Berliner Büroräumen bei esanum ein Studio improvisiert und bieten in 2-wöchigem Abstand per Live-Stream eine Frage- und Antwortrunde an, die im Studio mit einer erfahrenen Hausärztin als Moderatorin und zwei Experten besetzt ist. Diese Experten wechseln von Sendung zu Sendung und repräsentieren jeweils ein Teilgebiet der Inneren Medizin, also zum Beispiel Infektiologie, Pneumologie, Kardiologie, etc. und jeweils ein nicht-internistisches Fach, zum Beispiel Pädiatrie, Gynäkologie, Neurologie, und so weiter. Zusätzlich haben wir jedes Mal einen internationalen Experten per Internet-Interview zugeschaltet. Bei der ersten Sendung war das natürlich ein Intensivmediziner aus Mailand, jetzt bei der letzten Sendung ein Kollege aus einem Londoner Akut-Krankenhaus.

Und dann kommen noch ergänzende Kurz-Interviews mit Fachleuten aus nicht-klinischen Gebieten wie z.B. der Labormedizin, der Virologie, der Epidemiologie, etc. dazu. Damit decken wir also das gesamte Spektrum der medizinischen Expertise ab, und die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen können 2 Stunden lang per Live-Chat alle Fragen stellen, die sie aktuell beschäftigen. Um die sich daraus ergebende Diskussion auch über den Zeitpunkt des Live-Streams hinaus zugänglich zu machen, ist die Aufzeichnung aller gesendeten Expertenrunden auf der esanum Plattform als Video abrufbar. Selbstverständlich ist das alles nur für ärztliche Kolleginnen und Kollegen zugänglich, denn esanum ist bekanntlich eine Arzt-Community. Und selbstverständlich ist das alles für die Mitglieder dieser Community kostenfrei.

esanum: Es gibt ja auch von anderen medizinischen Plattformen Informationsangebote zum Thema Corona. Worin unterscheidet sich Ihr Format von anderen Angeboten?

Peiseler: Ich sehe im Wesentlichen 3 wichtige Unterschiede: Zum einen gibt es kein anderes Format, das so klar auf die konkreten Bedürfnisse der hausärztlichen Praxis fokussiert ist. Das ist schon daran ersichtlich, dass unsere Expertenrunden durchgängig von einer Hausärztin moderiert werden, die in ihrer Praxis einen infektiologischen Schwerpunkt hat und jeden Tag vor den gleichen Fragen und Sorgen steht wie die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen.

Zweitens ist der Livestream als einziges Pandemie-spezifisches Informationsformat curricular strukturiert. Wir haben einen Redaktionsplan erstellt, der vom 1. April bis zum 2. September reicht und damit 12 Sendetermine mit 12 Experten-Duos im Studio plus zugeschaltete Interview-Gäste umfasst. Die Fachlichkeit der Studio-Experten deckt alle relevanten internistischen Teilgebiete ab, von der Onkologie über die Rheumatologie bis zur Transplantationsmedizin, genau wie auch die wichtigsten nicht-internistischen Fächer der Reihe nach zur Sprache kommen, bis hin zur Psychiatrie und zur Sportmedizin.

Und drittens war esanum die einzige medizinische Plattform, die ihr COVID-19 Format bereits von der ersten Sendung an mit einer CME-Zertifizierung durch die zuständige Landesärztekammer versehen hat. Damit wurden sowohl die hohe fachliche Qualität als auch die Nützlichkeit dieses Informationsangebotes für die Arzt-Community von offizieller Seite unterstrichen.

esanum: Was sind Ihre wichtigsten Erfahrungen aus der Expertenrunde “COVID-19 in der Praxis“?

Peiseler: Für ein echtes Fazit ist es noch zu früh, denn die Serie läuft ja mindestens bis September, je nach Entwicklung der Pandemie vielleicht auch länger. Was man aber bereits jetzt festhalten kann, ist die unerwartet hohe Akzeptanz eines bislang für viele Kolleginnen und Kollegen wenig genutzten Informationsweges. Der Coronavirus war für unsere ganze Gesellschaft so etwas wie ein Digitalisierungs-Turbo.

Das gilt auch für das Gesundheitswesen: Telemedizin im Alltag des Hausarztes, virtuelle Sprechstunden, Krankschreibung ohne direkten Arzt-Patient-Kontakt, all das wäre zumindest in der heutigen Ausprägung vor der Krise nicht denkbar gewesen. Jetzt ist es da, weil wir ohne diese Hilfsmittel nicht in der Lage gewesen wären, mit der Situation zurechtzukommen. Und es wird bleiben. Auch das gilt für unseren Bereich genau so wie für die Gesellschaft insgesamt.

Viele Kolleginnen und Kollegen haben, wenn auch nolens volens, die Erfahrung gemacht, dass digitale Kommunikation nicht weh tut, dass sie funktioniert, und dass sie auch ihre Vorteile hat. Dafür war und ist unsere Expertenrunde im Livestream ein gutes Beispiel. Natürlich gibt es auch bei uns noch viel zu verbessern, und wir arbeiten täglich daran. Aber ich denke, wir sind – von unserem Team bei esanum über die große Community unserer Mitglieder und User bis hin zur Gesellschaft insgesamt – auf einem guten Weg.