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Medizinische Ausrüstung für die Ukraine

Von Genf aus fahren Konvois mit medizinischen Hilfsgütern nach Kiew. Hinter dieser Aktion steht eine humanitäre Organisation von Schweizer Ärzten, deren Vorsitzender selbst ukrainischer Herkunft ist.

Interview mit Dr. Naiken Surennaidoo

Übersetzt aus dem Französischen

esanum: Dr. Surennaidoo, warum organisieren Sie diese Konvois mit medizinischen Hilfsgütern in die Ukraine?

Ich wurde in Donezk, in der Region Donbass im Südosten der Ukraine, geboren. Dort lernte mein Vater, der aus Mauritius stammte, meine Mutter kennen, die wiederum aus Sri Lanka kam. Die Ukraine gehörte damals zur Sowjetunion, die eine aktive Politik der Unterstützung und Aufnahme von Ländern der Dritten Welt verfolgte.

Meine Frau ist ethnische Russin. Ich habe sie dort in Donezk kennengelernt und unser erstes Kind wurde dort geboren. Ich habe in der Ukraine Medizin studiert, ein Studium, das ich später, als wir in die Schweiz zogen, erneut beginnen musste, weil mein Abschluss nicht anerkannt wurde.

2018 gründeten wir zusammen mit anderen Ärzten die Stiftung Humanitarian For Empowerment (HFE), deren Präsident ich derzeit bin. Es handelt sich um eine unabhängige humanitäre Organisation, die die Stärkung (Empowerment) von Gesundheitssystemen fördert. Dies geschieht durch die Lieferung von Material, aber auch durch Schulungen. In der Vergangenheit hatten wir Ausrüstungen in die Ukraine gebracht, um die minimal-invasive Chirurgie zu entwickeln. Diesmal organisieren wir Konvois mit medizinischer Ausrüstung, werden aber nicht selbst vor Ort sein. HFE ist unpolitisch und hat nicht die Absicht in Ländern zu intervenieren, in denen Krieg herrscht.

esanum: Wie werden diese Konvois durchgeführt?

Bei unserem vorherigen Projekt in der Ukraine hatten wir bereits Kontakt mit den Behörden. Frau Filipenko, die ukrainische Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf, wandte sich daher letzte Woche an uns. Ich begann sofort damit, medizinisches Material zu sammeln, aber das war zunächst eine persönliche Initiative.

Später erhielt ich die Zustimmung des HFE-Exekutivkomitees, sodass ich nun im Namen der Stiftung mit den medizinischen Direktoren der Krankenhäuser Kontakt aufnehmen kann. Es ist sehr wichtig, die Spender zu beruhigen, da die geopolitische Situation komplex ist. Wir ergreifen keine Partei. Im Übrigen haben wir von den ukrainischen Behörden die strikte Einhaltung der Genfer Konvention gefordert, insbesondere Artikel 30 über die Behandlung von Kriegsgefangenen. Das Material, das wir schicken dient dazu alle zu behandeln, Zivilisten und Soldaten, unabhängig davon auf welcher Seite sie stehen.

Konkret bedeutet das, dass die ukrainischen Behörden mir eine vom Gesundheitsministerium erstellte Materialliste zukommen lassen. Sie wird ständig aktualisiert, je nachdem welche Lieferungen aus anderen Ländern eintreffen. Es handelt sich um lebensnotwendige Güter wie Kompressen und Antibiotika, aber auch um Material für die technischen Abteilungen, für die Traumatologie und die Kriegschirurgie.

Derzeit werden alle Konvois nach Kiew geleitet. HFE seinerseits hat drei davon auf den Weg gebracht. Ideal wäre es, wenn andere Gebiete, die stärker betroffen sind, direkt erreicht werden könnten. Ein Arzt aus Mariupol im Südosten des Landes teilte mir seine Besorgnis über den Mangel an Material mit.

Wir versuchen auch, Ausrüstung von Deutschland aus nach Odessa zu bringen. Dabei handelt es sich um lokale Initiativen: Deutsche Ärzte sammeln Material ein und wir bringen sie mit Personen in Kontakt, die es transportieren können. Zum Beispiel kam ein ukrainischer Arzt nach Deutschland, um seine Familie in Sicherheit zu bringen, und fuhr mit Ausrüstung zurück. Manchmal finden wir einen Fahrer, manchmal nicht. Von der Schweiz aus ist es viel einfacher, dank unseres Netzwerks und unserer Beziehungen zu den Behörden.