Die Proof-of-Concept-Studie(DOI: 10.1172/JCI82771) dazu wurde unlängst in der Print-Ausgabe vom Journal of Clinical Investigation veröffentlicht. Principal Investigator der Arbeit ist Dr. Megan Levings. Sie ist Wissenschaftlerin am Child & Family Research Institute (CFRI) der BC-Kinderklinik, wo sie die Forschungsabteilung für Kinderkrankheiten leitet. Darüber hinaus ist Levings Professorin für Chirurgie an der University of British Columbia (UBC).
Die gemachte Entdeckung markiert den ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zur klinischen Testung der Zellen am Patienten. Das Team hinter der Studie ist hoffnungsvoll, dass es nach Abschluss weiterer Untersuchungen, möglich sein wird, Tregs als lebendes Medikament zu verabreichen, um Immunangriffe auf transplantierte Zellen und Organe zu verhindern
Immer wieder kommt es nach Organtransplantationen zum Verlust des Organs, da es durch das körpereigene Immunsystem als fremd erkannt und folglich abgestoßen wird. Um solche Reaktionen zu vermeiden müssen Patienten mit Transplantat lebenslang eine Reihe von Medikamenten einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken. Diese Medikamente sind oftmals mit schweren Nebenwirkungen für die Betroffenen assoziiert.
Für die Studie entnahmen die Wissenschaftler Tregs aus dem Blut freiwilliger Spendern des kanadischen Blood Services. Die Wissenschaftler bauten ein Gen, das für ein Protein namens CAR (chimärer Antigenrezeptor) kodiert. Sie bedienten sich daraufhin eines harmlosen Virus, um das CAR-Gen in die Tregs zu transportieren. Durch das Hinzufügen des Gens wurden diese Immunzellen so programmiert, dass sie spezifische Proteine, die üblicherweise auf der Oberfläche von transplantierten Geweben anzutreffen sind, erkennen. Die natürliche Funktion regulatorischer T-Zellen ist es, die Immunantwort des Körpers zu deaktivieren sowie die Verhinderung von Immunreaktionen gegen gesundes Gewebe. Den Wissenschaftlern ist anhand einer Reihe von Experimenten der Beweis gelungen, dass die so modifizierten Tregs in der Lage sind transplantierte Gewebe zu erkennen und sie vor dem Immunsystem zu schützen.
Ein ganz ähnliches Konzept wird seit einiger Zeit in der Krebsbehandlung erfolgreich eingesetzt. Bei der sogenannten Immuntherapie werden die Immunzellen des Patienten mit Hilfe des CAR-Gens so programmiert, dass sie eine Immunantwort gegen Tumorzellen starten.
Levings gibt an, sich diesen Ansatz der Immuntherapie zum Vorbild genommen zu haben, um ihn für entgegengesetzte Zwecke zu nutzen: der Abschaltung unerwünschter Immunreaktionen.
Mit ihren neuen Erkenntnissen scheint es zukünftig möglich zu sein, ein passendes Gen für jede Krankheit zu bauen bei der das Immunsystem überaktiv ist.
Dies schließt auch Autoimmunerkrankungen ein, die entstehen, wenn das Immunsystem fehlerhafterweise gesundes Gewebe, wie zum Beispiel insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse bei Typ-1-Diabetes oder Zellen der Darmschleimhaut bei entzündlichen Darmerkrankungen als fremd wahrnimmt und attackiert.
Die Forscher geben jedoch zu bedenken, dass ein weiteres Jahrzehnt der Forschung nötig sein wird, um modifizierte Tregs am Patienten sicher und effektiv einsetzten zu können.
Text: esanum /pvd
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