Es ist offenbar nicht nur die gegenwärtige Grippe, die Lehrern zusetzt. Der Anteil kranker Pädagogen nimmt in Mecklenburg-Vorpommern kontinuierlich zu. Die Linke fordert Ursachensuche und gezielte Gegenmaßnahmen.
An den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns fallen Lehrer immer häufiger wegen Krankheit aus. Der Krankenstand bei den Pädagogen im Land überstieg im Schuljahr 2015/16 erstmals die 6-Prozent-Marke. Das geht aus der jetzt vorgelegten Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Landtags-Linksfraktion hervor. Zahlen für das Schuljahr 2016/17 lagen noch nicht vor. Im Schuljahr 2008/09 hatte der Krankenstand bei Pädagogen im Nordosten noch bei 4,7 Prozent gelegen.
Besonders hoch war die Quote zuletzt im Schulamtsbereich Neubrandenburg mit 6,2 Prozent. Dort fielen Lehrer im Durchschnitt gut 11 Tage aus, wie aus der Antwort der Landesregierung weiter hervorgeht. Die höchste Zuwachsrate zum Vorjahr verzeichneten aber die Schulen im Bereich Greifswald, wo der Krankenstand innerhalb eines Jahres von 5,2 auf 5,9 Prozent anwuchs.
Linksfraktionschefin Simone Oldenburg machte hohe Arbeits- und psychische Belastungen für die wachsende Zahl von Krankschreibungen verantwortlich. Vor allem an Grund- und Gesamtschulen sei der Anstieg deutlich erkennbar. An den Grundschulen etwa sei der Krankenstand innerhalb eines Schuljahres von 4,9 auf 5,6 Prozent gestiegen. Den höchsten Wert verzeichnen aber weiterhin Förderschulen mit 7,2 Prozent, gefolgt von Regional- und Berufsschulen mit 6,4 Prozent. An den Gymnasien hingegen sank die Quote von 4,6 auf 4,5 Prozent.
Oldenburg warf der SPD/CDU-Koalition vor, der Entwicklung zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. "Das System krankt, und die Landesregierung erachtet es nicht für erforderlich, zeitnah den aktuellen Gesundheitsbericht für Lehrkräfte vorzulegen", beklagte sie. Eine rasche Ursachenanalyse sei aber erforderlich, um auf der Basis valider Daten Missständen entgegenzuwirken zu können.
Oldenburg verwies darauf, dass der Statistik zufolge mehr als 1000 der insgesamt knapp 12.000 Lehrerinnen und Lehrer im Land länger als sechs Wochen wegen Krankheit nicht unterrichten konnten. Sie hätten somit Anspruch auf betriebliche Widereingliederung. Das Gros seien Lehrkräfte an Regionalen Schulen, die den höchsten Altersdurchschnitt aufwiesen und in der Vergangenheit den meisten Änderungen im Schulrecht ausgesetzt gewesen seien.
Nach Einschätzung der Oppositionspolitikerin zeigt das Betriebliche Eingliederungsmanagement nur geringe Wirkung. Nur jede fünfte anspruchsberechtigte Lehrkraft nehme eine entsprechende Maßnahme wahr. "Hier müssen die Hürden für die erkrankten Lehrkräfte abgebaut werden", sagte Oldenburg und forderte mehr regionale Angebote.
Laut Statistik sind Lehrer im Nordosten häufiger krankgeschrieben als Beschäftigten in vielen anderen Branchen. Die Krankenkassen ermittelten für Mecklenburg-Vorpommern zuletzt Krankenstände zwischen 4,7 und 5,9 Prozent.