Eine aktuelle retrospektive Studie zu Darmkrebs zeigte unlängst, dass europaweit in den vergangenen 25 Jahren ein Trend zu mehr Darmkrebs bei immer jüngeren PatientInnen zu verzeichnen ist. Müssen die Leitlinien zur Darmkrebsfrüherkennung also bald neu geschrieben werden?
In dieser retrospektiven Studie wurden Daten aus den Jahren 1990 bis 2016 von mehr als 143 Millionen Menschen aus ganz Europa ausgewertet. Alle waren zwischen 20 und 49 Jahren alt und lagen somit unterhalb des von vielen internationalen und auch der deutschen Leitlinie geforderten 50. Lebensjahres für die Darmkrebsfrüherkennung.
Dabei zeigte sich der größte Anstieg bei den Darmkrebs-Diagnosen überraschenderweise in der Altersgruppe der 20-29-Jährigen, gefolgt von den unter 39-Jährigen und schließlich die 40-49-Jährigen. Die Krebssterblichkeit wiederum nahm in den Gruppen 30-39 Jahre (1,1% pro Jahr) sowie 40-49 Jahre (2,4% pro Jahr) messbar ab.
Bei einem intensiveren Blick in die Daten fiel zudem auf, dass die Zunahme an Darmkrebs vor allem nach dem Jahr 2000 messbar wurde und seitdem stetig anstieg. So lag die Rate im Jahr 1990 bei den 20-29-Jährigen noch bei 0,8 Fällen pro 100.000. Im Jahr 2016 waren dies bereits 2,3 Fälle pro 100.000. Die jährliche Anstiegsrate beschleunigte sich in diesem Zeitraum ebenfalls von 1,7% im Jahr 1990 bis auf 7,9% zwischen 2004 und 2016.
Insofern sich dieser Trend fortsetzt, könnte es schon bald erforderlich sein, die gegenwärtige Früherkennungspraxis mit einem Eintrittsalter von 50 Jahren zu überdenken und notfalls weiter abzusenken.
Quelle: Vuik FE et al., Gut 2019 [Epub ahead of print]: doi: 10.1136/gutjnl-2018-317592. PMID: 31097539