Das ist dem Mainzer Hausarzt Dr. Dieter Burchert noch nie passiert: das Fahrzeug der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Mainz-Hechtsheim, mit dem er ehrenamtlich unterwegs war, ging plötzlich in Flammen auf und brannte innerhalb von Minuten vollständig nieder. Im Interview berichtet er, was genau passiert ist - und welche Hilfe jetzt beim DRK-Ortsverein willkommen ist.
esanum: Dr. Burchert, was genau ist passiert?
Burchert: Ich war für den SEG-Sanitätsdienst des DRK-Ortsvereins Mainz-Hechtsheim im Einsatz. Das ist der Dienst, der immer dann gerufen wird, wenn es Schadensereignisse gibt, etwa ein Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten oder bei einem Festival. In der Hochwasserkatastrophe stellen wir dieser Tage durchgehend Dienste, zusammen mit den anderen Hilfsorganisationen. Wir waren mit zwei älteren, gehunfähigen Patientinnen, die wir aus einer Sammelunterkunft im Hochwassergebiet in eine andere Unterbringung verlegen wollten, unterwegs. Wegen der Hochwasserkatastrophe war die Strecke doppelt so lang wie sonst, weil sämtliche Rheinbrücken der Gegend zerstört sind. Und plötzlich stimmte etwas mit dem Fahrzeug nicht. Ich ließ vorsichtshalber anhalten und innerhalb von zwei Minuten kam es zu Stichflammen im Motorraum. Sehr schnell war der Wagen voller Rauch, der CO-Melder schlug an und nach acht Minuten stand der ganze Rettungswagen in Flammen.
Wir mussten die beiden alten, völlig verängstigten Damen ruckzuck evakuieren - auf einer nicht gesicherten Landstraße. Das dauerte keine fünf Minuten. Wir waren kaum 100 Meter weg vom Fahrzeug, als die Sauerstoffflaschen im Wagen explodierten.
esanum: Was passierte dann?
Burchert: Während des Rettungsmannövers haben wir mit einem Helfer, der am Straßenrand anhielt, einen Notruf abgesetzt. Die Patientinnen sind dann von anderen nachalarmierten Rettungsfahrzeugen übernommen worden, und wir wurden vorsorglich in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Meine Kollegin hatte eine leichte Rauchgasvergiftung.
esanum: Wie ist ein Hausarzt auf solch eine extreme Situation vorbereitet?
Burchert: In der Ausbildung wird nur vermittelt: Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr. Ich habe aber selbstverständlich dafür gesorgt, die beiden Patientinnen sofort in Sicherheit zu bringen. Meine Kollegin und ich hatten einen hohen Stresspegel, aber die Handgriffe funktionierten. Stunden später habe ich erst kapiert, was eigentlich passiert war. Ich habe einfach nur funktioniert.
esanum: Wie viele Einsätze sind Sie insgesamt schon gefahren?
Burchert: Hunderte in über zwanzig Berufsjahren. Ich war schon als Student im Rettungsdienst aktiv, habe mich ständig weitergebildet, habe Traumasupport gelernt, einen Notarztkurs belegt und Reanimationskurse belegt.
esanum: Was haben Sie bei diesem Einsatz gelernt?
Burchert: Ich bin in die Ausbildung der jungen Sanitäter eingebunden. Und ich sehe jetzt das Thema "Eigensicherung" mit einer anderen Brille. Was heißt das denn, wenn sich Rauchgas entwickelt? Technische Sicherheit, zum Beispiel Fahrzeugkontrollen, werde ich künftig vorrangig in die Ausbildung einbeziehen.
Wir als Verein bekommen so ein Fahrzeug ja immer erst, wenn die Rettungsdienste sie nach fünf, sechs Jahre aussondern. Und wir warten und pflegen sie. Wenn sie TÜV haben, sollte eigentlich auch bei älteren Fahrzeugen alles in Ordnung sein.
esanum: Was bedeutet der Verlust des Fahrzeuges für den DRK-Ortsverein?
Burchert: Von unseren beiden Rettungsfahrzeugen ist nun nur eins geblieben. Wir als eingetragener Verein erhalten uns ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträgen und den Einnahmen aus Einsätzen und Sanitätsdiensten. So ein Auto kostet in der Anschaffung, plus Ausstattung mit Notfall-EKG, Beatmungsgerät, Sauerstoffflaschen, Medikamenten, Rucksack und allem, was man sonst noch braucht, rund 70 000 Euro. Diese Investition ist für uns aus eigenen Mitteln nicht zu stemmen. Wir gehören in Mainz zu den wichtigen SEG-San-Einheiten, gemeinsam mit dem Malteser-Hilfsdienst. Nun versuchen wir, Mittel zusammen zu kratzen, um wieder ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen.
esanum: Und der Staat oder die Stadt helfen nicht?
Burchert: Das THW und die Bundeswehr sind mit Steuergeldern von Bund und Land ausgestattet. Unsere Fahrzeuge laufen über die Stadt. Die hat aber kein/wenig Geld dafür. Wir sitzen finanziell wirklich auf dem Trockenen. Wir arbeiten komplett ehrenamtlich, stecken unsere Freizeit und Kraft in diese Arbeit, und zahlen das Material von dem, was wir an kleinen Summen für Einsätze, zum Beispiel bei Bundesligaspielen oder Sanitätsdiensten, einnehmen. Deswegen sind wir jetzt auf Hilfe angewiesen und bitten öffentlich um Spenden.