Hormone in den Wechseljahren senkt bei Frauen die Gesamtsterblichkeit um 30%, Logo of esanum https://www.esanum.de

Hormone in den Wechseljahren senkt bei Frauen die Gesamtsterblichkeit um 30%,

Das Ergebnis der letzten Cochrane-Analyse: weibliche Hormongabe in den ersten Jahren nach dem Wechsel senkt die Gesamtsterblichkeit um 30%. Des weiteren wird dadurch das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit um etwa die Hälfte reduziert.

Das Ergebnis der letzten Cochrane-Analyse: weibliche Hormongabe in den ersten Jahren nach dem Wechsel senkt die Gesamtsterblichkeit um 30%. Des weiteren wird dadurch das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit um etwa die Hälfte reduziert.

Die letzte Cochrane-Analyse zu diesem Thema1 über 19 randomisiert-kontrollierten Studien an 40.000 postmenopausalen Frauen zu Herz-Kreislaufauswirkungen durch Gabe weiblicher Hormone fand als primäres Studienziel für das Gesamtkollektiv weder für die Primär- noch für die Sekundärprävention einen Effekt, wohl aber ein gesteigertes Risiko für Schlaganfälle und Thrombembolien.

Wurden jedoch ausschliesslich die Frauen, die die Hormonbehandlung weniger als 10 Jahre nach dem Wechsel begonnen hatten betrachtet (sekundäres Studienziel), so ergab sich ein Nutzen: Bei den Frauen <10 Jahre nach dem Wechsel fanden Boardman et al.1 eine um 30% reduzierte Gesamtsterblichkeit (RR 0.70, 95% CI 0.52-0.95), die koronare Herzerkrankung, erfasst als Komposit-Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod und nicht-tödlichem Herzinfarkt wurde auf fast die Hälfte reduziert (RR 0.52,  95% CI 0.29-0.96). Das  Risiko für Schlaganfälle war nicht signifikant erhöht, wohl aber das für Thromboembolien (RR 1.74, 95% CI 1.11-2.73).

Kommentar von Prof. Dr. Helmut Schatz

Systematische Reviews von Observationsstudien wiesen schon seit längerer Zeit auf einen schützenden Effekt von weiblichen Hormonen für Herz-Kreislauferkrankungen auch nach dem Wechsel hin, randomisiert-kontrollierte Studien ergaben jedoch unterschiedliche Resultate. Nach der Publikation der  Ergebnisse der Women´s Health Initiative (WHI) Study im JAMA 20022 nahm die vorher breite Gabe weiblicher Hormone an Frauen nach dem Wechsel fast schlagartig ab.

In der Folgezeit versuchte man, mit unterschiedlichen Resultaten, zwischen der Art der Zufuhr, der  Dosis und Kombinationspräparaten aus Östrogenen und Gestagenen zu differenzieren. Zu beachten ist, dass die Frauen in der WHI-Studie durchschnittlich 63 Jahre alt waren. Die letzte Cochrane-Analyse hat nun als sekundäres Studienziel zwischen Frauen ab und vor dem 60. Lebensjahr  unterschieden bzw. wenn das Menopausenalter festgestellt werden konnte, zwischen Frauen =/> 10 Jahre  und <10 Jahre nach dem Wechsel. Es bestätigte sich für die jüngeren Frauen, die früh mit der Hormonbehandlung begonnen hatten, im Unterschied zum Gesamtkollektiv, ein schützender kardiovaskulärer Effekt von weiblichen Hormonen, wie er in den eingangs zitierten Observationsstudien auch nach dem Wechsel gefunden worden war.

In dieser Gruppe war das Risiko für Schlaganfälle nicht gesteigert, allerdings das für Thromboembolien. Dies ist  bei jüngeren Frauen unter der Gabe von weiblichen Hormonen in Form von Kontrazeptiva wohlbekannt.

In den ersten Jahren nach dem Wechsel können also heute weibliche Hormone wieder ohne zu grosse Bedenken gegeben werden. Bis vor kurzem war nach der WHI-Studie die Behandlung mit weiblichen Hormonen bei Wechselbeschwerden wie Wallungen und Scheidentrockenheit, die anderweitig nicht beherrschbar waren, für möglichst kurze Zeit ( bis zu 1 – 2 Jahre) indiziert.  Für Frauen mit Diabetes, die kardiovaskuläre Hochrisikopatienten sind, und für Frauen mit Osteoporose bedeutet dies, dass sie von weiblichen Hormonen, die sie wegen ihrer Wechselbeschwerden unter dieser Indikation erhalten, auch kardiovaskulär bzw. von Seiten ihrer Knochen profitieren.

Literatur

(1) H.M.P. Boardman et al.: Hormone-therapy for preventing cardiovascular disease in post-menopausal women.
Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Art. No.: CD00229. DOI: 10.1002/14651858.CD002229.pub4.

(2) Writing Group for the Women´s Health Initiative Investigators, J. Amer. Med. Ass. 2002. 288:321-333