Wissenschaftler gaben bei der 22nd International AIDS Conference neue Entwicklungen der HIV-Behandlungs-Forschung bekannt. Diese umfassten neue Daten zur Effizienz und Sicherheit des Integrasehemmers Dolutegravir (DTG) und Ergebnisse des randomisierten klinischen Versuchs einer ‚kick and kill‘-Strategie, um potenziell HIV zu heilen.
"Seitdem die antiretrovirale Behandlung vor mehr als 20 Jahren begann, hat wissenschaftlicher Fortschritt die HIV-Behandlung transformiert", sagt Linda-Gail Bekker, Präsidentin der International AIDS Society. "Die Studien, die bei der AIDS 2018 präsentiert wurden, erweitern unser Verständnis, wie wir AIDS am besten behandeln und bringen uns einer potenziellen Heilung immer näher."
Die Zwei-Medikamenten-Kur von DTG+3TC zeigte im Vergleich mit einer Drei-Medikamenten-Kur von DTG+TDF+FTC keine geringere Effizienz, bei einer Primärbehandlung in Phase-III klinischen Versuchen. Seit Einführung der antiretroviralen Behandlung waren Kombinationen von drei oder mehreren Medikamenten die Norm. Zwei-Medikamenten-Kuren könnten also eine Möglichkeit darstellen, um Behandlungskosten und Risiken der Langzeit-Toxizität der HIV-Therpie zu senken.
Antiretrovirale Behandlung allein ist aufgrund eines unerreichbaren Pools von latent infizierten Zellen (HIV-Reservoir) nicht in der Lage, HIV zu heilen. Sarah Fidler vom Imperial College London präsentierte mit den Ergebnissen der RIVER Studie den erstmals randomisierten, kontrollierten Versuch einer "Kick and Kill"-Strategie, um dieses Reservoir zu reduzieren. Bei diesem Ansatz wird ein Wirkstoff benutzt, um den latenten Virus zu aktivieren (der "Kick", während ein HIV-spezifischer Impfstoff die Reaktion des Immunsystems steigert (der "Kill"). Bei der RIVER-Studie wurden 60 Menschen, die mit HIV in Großbritannien leben, randomisiert, um entweder eine nur antiretrovirale Behandlung zu erhalten oder eine antiretrovirale Behandlung mit dem latenz-umkehrenden Wirkstoff Vorinostat und einer therapeutischen Impfe.
Während die Forscher robuste, durch die Impfe induzierte Immunreaktionen und Vorinostat-Aktivität beobachteten, gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Studienarmen bei den viralen Reservoirwerten, wie sie durch HIV-DNA Kopien pro Millionen CD4+ T-Zellen gemessen werden. Weitere Analysen werden durchgeführt, um zu verstehen, wieso diese Behandlung das Reservoir nicht reduzieren konnte.